Richtig streiten will gelernt sein
In acht Kapiteln erzählt Oliver Wnuk die Geschichte vom Streit zwischen Schlotter-Otter und Piesel-Wiesel. Beide wollen den Bach auf dem Biberdamm überqueren, und keiner will zurückweichen. Es kommt wie es kommen muss: der Deich bricht zusammen und alle Tiere können nun diese Brücke nicht mehr nutzen.
Es braucht die Unterstützung vom klugen Kautz Kasimir, genannt Kasi, damit die beiden als Team zusammenfinden und den Damm mit Hilfe des Bibers wieder aufbauen.
Denn wer was kaputt macht, muss es auch wieder reparieren, da nickten meine Enkel alle unisono. Und quasi nebenbei hilft Kasi dem Otter, seine Angst zu überwinden und dem Wiesel, sich nicht ständig über alles aufzuregen. Kasi überzeugt beide, ihre kränkenden Spitznamen abzulegen und so mehr Selbstachtung zu erfahren.
In der Geschichte werden mit den Figuren Otter, Wiesel und Kauz die für Kinder so schwierigen Themen Streiten, dann wieder zum Team zusammenfinden, Bewältigung von Angst und Ärger spielerisch und lösungsorientiert verarbeitet.
Kasi schlägt beispielsweise dem Wiesel vor, bei aufkommendem Ärger an ein schönes Bild oder eine schöne Erinnerung zu denken. Eine Steilvorlage um mit Kindern gemeinsam zu überlegen, welche Bilder für sie diesen entspannenden Effekt haben könnten und ob sie das auch mal ausprobieren wollen. Ebenso der Umgang mit Angst, Kasi ermutigt den Otter, angstauslösende Gedanken zu korrigieren und die positiven Aspekte eines Vorkomnisses zu sehen.
Einer meiner Enkel fanden den Biber Bartholomäus am witzigsten: Seine lispelnde Sprache, weil er einen seiner beiden Zähne verloren hat, wurde sofort nachgeahmt und hat für viel Lachen gesorgt. Meiner Enkelin gefiel Kasi Kauz besonders gut: die großen Kulleraugen und ihr wechselnder Ausdruck sind aber auch echt gelungen. Und das Kasi Kauz so gut vermitteln kann, hat ihr auch gefallen.
Die Sprache ist sehr kindgerecht, wobei einige Wörter wie z.B. schlottern als Ausdruck für Angst oder pieseln unseren Enkeln nicht geläufig waren und der Erklärung bedurften. Die Altersempfehlung ab 6 Jahren fand ich etwas hoch, zwei meiner Enkel (beide 5 Jahre alt) sind sofort drauf eingestiegen. Ich habe das Buch auch meiner 4jährigen Enkelin vorgelesen, aber sie fand die Geschichte dann nicht ganz so anregend, das war eindeutig zu früh. Ich denke für Kinder ab 5 Jahren, die sich auch auf etwas längere Geschichten konzentrieren können, ist Kasi Kauz eine gute (Vor-)Leseempfehlung.
Die Unterteilung in kurze, übersichtliche Kapitel macht es auch möglich, die Geschichte schrittweise vorzulesen, was meine Enkel allerdings so gar nicht mögen: wenn ein Buch, dann sofort von Anfang bis Ende. Und gerne gleich nochmal.
Die Illustrationen sind in warmen, ehr gedämpften Farben gehalten, es dominieren Braun-, Grün- und Beigetöne. Der Ausdruck in der Mimik der Tiere ist super gelungen: wir haben den streitenden Otter nachgemacht, ähnliche Grimassen gezogen und viel Spaß dabei gehabt. Die Kinder konnten die ausgedrückten Emotionen gut zuordnen, etwa als sich der Otter mit hämischen Grinsen über das Wiesel lustig macht, der Kommentar war dann gleich „Der ist aber gemein“. Das Zusammenspiel von Geschichte und Illustrationen ist in meinen Augen sehr gut gelungen.
Fazit: Ein tolles Buch über das Beilegen von Streit, die tolle Erfahrung von Teamwork und Unterstützung in der Überwindung von Angst und Wut. Liebevoll und passend illustriert, empfehlenswert m.E.n. für Kinder ab 5 Jahre.
Unsere Kinderbuch-Testerin: Gudrun Niewendick hat das Buch mit ihren vier Enkelkindern (von knapp 3 Jahren bis 5 Jahre) gelesen
Kasi Kauz und der Radau am Biberbau
Autor: Oliver Wnuk
Illustrator: Matthias Derenbach
Verlag: arsEdition
Erscheinungsjahr: 2021
Umfang: 64 Seiten, gebundene Ausgabe im Format 17,5 x 24,6
Preis: 10 Euro
Alter: ab 6 Jahre