Gymnasium, Mittelschule oder Realschule – Der Übertritt an eine weiterführende Schule. Pauken fürs Übertrittszeugnis…

Entscheidungshilfen – Gymnasium, Mittelschule oder Realschule: Welche Schule für Ihr Kind?

„Je höher die Schulbildung, um so besser die Chancen im Berufsleben“,  ähnliche Gedanken werden auch Sie sich bei der Suche nach dem geeigneten Bildungsweg schon gemacht haben. Andererseits ist die Schule mit den höchsten Anforderungen nicht automatisch die richtige Wahl für Ihr Kind.

Aus dem Inhalt:

  • Wie steht’s mit meinem Kind?
  • Prognose wagen
  • Info-Angebote nutzen
  • Begabungs-Check durchführen
  • Gezielte Vorbereitung auf den Übertritt: Was Eltern und Schüler in der 4. Klasse tun können.
  • Fit in Deutsch und Mathe?

Wie steht’s mit meinem Kind?

Den Ausgangspunkt aller Überlegungen bilden Gespräche mit dem Klassenleiter, die Sie von Beginn der 4. Klasse an in gewissen Abständen mit ihm führen sollten. Er kann Ihnen am ehesten sagen, wo die besonderen Stärken Ihres Kindes liegen, (z.B. mehr im sprachlichen oder mehr im mathematischen Bereich) und wie Ihr Kind leistungsmäßig im Vergleich zur ganzen Klasse steht – sein Urteil ist in der Regel ein verlässlicher Indikator. Wenn Sie weitergehende Fragen haben, können Sie auch einen Termin mit dem für Ihre Schule zuständigen Beratungslehrer vereinbaren.

Prognose wagen

Eine gewisse Aussagekraft haben bereits die Noten aus dem Jahreszeugnis der 3. Klasse: Im Allgemeinen werden die Anforderungen in der 4. Klasse –  wie häufig befürchtet – nicht schwieriger, sondern gehen mit der geistigen Entwicklung der Kinder einher (Wobei individuelle Leistungsschwankungen natürlich bei jedem Schüler möglich sind).

Mit Vorbehalt lässt sich also bereits am Ende des 3. Schuljahres abschätzen, ob es sich lohnt, das Kind für den bevorstehenden Schulübertritt anzuspornen und alle Kräfte dafür zu mobilisieren. Nehmen Sie einfach aus dem Jahreszeugnis die Noten der drei Hauptfächer Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachkunde und bilden Sie daraus die Durchschnittsnote.

Info-Angebote nutzen

Nutzen Sie die Informationsveranstaltungen Ihrer Schule: Info-Abend zum Übertritt in der ersten Schuljahreshälfte – und der aufnehmenden Schulen, z.B. Tag der offenen Tür, um einen Überblick über Anforderungen und Bildungsangebote zu bekommen.

Begabungs-Check durchführen

Damit Sie selbst besser einschätzen können, für welche Schulart Ihr Kind geeignet ist, beurteilen Sie es bitte möglichst objektiv nach nebenstehenden Kriterien:

1) Begabung: Zusammenhänge erkennen – sprachliches Ausdrucksvermögen – Gedächtnisleistungen

2) Wissen:  Allgemeinwissen –  Sachwissen auf speziellen Gebieten

3) Fertigkeiten:  Schreiben –  Lesen – Rechnen

4) Arbeitshaltung und Lerngewohnheiten:  Arbeitsfreude  – Selbstständigkeit –  Fleiß – Genauigkeit – Arbeitstempo

5) Interesse an der jeweiligen Schulart

6) Unterstützung durch das Elternhaus

Gezielte Vorbereitung auf den Übertritt: Was Eltern und Schüler in der 4. Klasse tun können

Für alle, die den Übertritt an die Realschule oder das Gymnasium beabsichtigen, ist es ratsam, gleich von Beginn des 4. Schuljahres an konsequent auf dieses Ziel hin zu arbeiten und die Noten der Hauptfächer genau im Auge zu behalten.

Zusätzliches Pauken im Übertrittsjahr?

Natürlich gibt es Kinder, die es ihren Eltern leicht machen und sie mit konstant guten Noten verwöhnen –  in diesen Fällen werden sich auch die gewünschten Übertrittsnoten ohne zusätzlichen Kraftaufwand einstellen.

Viele Schüler unterliegen jedoch  größeren oder kleineren Leistungsschwankungen und so kann es passieren, dass Kinder, von denen man es nicht erwartet hätte, auf Grund eines „Ausrutschers“ knapp das Übertrittsziel verfehlen und doch noch am Probeunterricht teilnehmen müssen.

Außerdem ist es bei vielen Eltern schon zur Selbstverständlichkeit geworden, im Übertrittsjahr alle Register zu ziehen – mit dem Ergebnis, dass sich der Wettbewerb um gute Noten weiter zugespitzt hat.

Falls Ihr Kind also kein „eindeutiger Fall“ ist (Jahreszeugnis 3. Klasse heranziehen, Klassenleiter befragen), sollten Sie während des 4. Schuljahres durchgehend am Ball bleiben, um die Rahmenbedingungen für den geplanten Übertritt so günstig wie möglich zu gestalten.

Die Kehrseite einer starken zusätzlichen Förderung soll nicht verschwiegen werden: Das Übertrittszeugnis spiegelt in diesem Fall nicht das wirkliche Leistungsvermögen Ihres Kindes wieder und verleitet Sie womöglich zur Wahl der falschen Schulart.

Ein offenes Wort mit dem Klassenlehrer

Nehmen Sie in der 4. Klasse möglichst frühzeitig mit dem Klassenleiter Kontakt auf und sprechen Sie die Übertrittsabsicht ruhig schon zu diesem Zeitpunkt an – auch wenn Sie vielleicht zu hören bekommen, dass man erst mit dem Zwischenzeugnis genaueres sagen kann (was natürlich richtig ist).

In jedem Fall wird der Klassenlehrer, sobald er Ihr Bestreben kennt, das Kind genauer beobachten und kann Sie eventuell auf Lernschwierigkeiten oder notwendige Fördermaßnahmen aufmerksam machen.

Eine gewisse psychologische Wirkung mit positiver Erwartungshaltung an den Schüler könnte von Ihrem Besuch ebenfalls ausgehen – auch Lehrer sind nur Menschen!

Vorbereitung auf Probearbeiten (Klassenarbeiten)

Probearbeiten werden in der Grundschule nicht angekündigt.  Sie verschaffen sich aber Vorteile, wenn Sie einen bevorstehenden Termin erahnen und sich darauf einstellen können. Manchmal geben Lehrer ihrer Klasse versteckte Hinweise: Beauftragen Sie Ihr Kind, gut darauf zu achten – aber bitte ohne eine Prüfungshysterie auszulösen.

In den Fächern Mathematik und Heimat- u. Sachkunde findet eine Probearbeit oft nach abgeschlossenen Stoffgebieten oder größeren Wiederholungen statt.

Häufig gehen Kinder im Grundschulalter bei Probearbeiten nicht effektiv mit der  Arbeitszeit um: Sobald alle Aufgaben einmal durchgearbeitet sind, wird das Blatt zur Seite gelegt und bis zur Abgabe nicht mehr beachtet – obwohl sich in den Arbeiten noch Flüchtigkeitsfehler befinden, die die Schüler selbst berichtigen könnten.

Gewöhnen Sie also Ihr Kind schon beim Hausaufgabenmachen daran, nach Abschluss der Arbeit nochmals alles aufmerksam durchzulesen.

Üben Sie mit Ihrem Kind Techniken der Fehlerkontrolle (zum Beispiel die „Probe“ bei schriftlichen Rechenverfahren  – oder die Überprüfung grundlegender Rechtschreibregeln)

Eigentlich selbstverständlich: Gute Mitarbeit und sorgfältig gemachte Hausaufgaben sind eine solide Vorbereitung auf jede Probearbeit.

Fit in Deutsch und Mathe?

Ein sehr wichtiger Bestandteil der Deutschnote sind in der 4. Klasse die  Aufsätze (schriftlicher Sprachgebrauch). Häufigste Themenstellungen sind dabei die Erlebnis- oder Fantasieerzählung, Bildgeschichte, Reizwortgeschichte, Fortsetzungsgeschichte oder Nacherzählung.

Versuchen Sie, Ihr Kind in der Freizeit zum Lesen von Büchern zu motivieren, um Wortschatz, sprachlichen Ausdruck und erzählerische Fantasie zu fördern.

Die Rechtschreibleistungen Ihres Kindes fließen über Diktate (ungeübter Text) in die Deutschnote mit ein. Falls zusätzlicher Übungsbedarf besteht, empfiehlt es sich, durch tägliches Diktieren zunächst den „Grundwortschatz“ zu sichern. Diese im Lehrplan verankerte Wörterliste finden Sie meist hinten im Sprachbuch bzw. Deutsch-Arbeitsheft.

Tipp: Erfolg versprechend ist auch die Anlage eines Karteikästchens mit Wörtern, die in den Heften als falsch geschrieben aufgefallen sind.

Auf jeder Karte steht ein Wort und dieses wird stets nach dem Diktieren neu eingeordnet: Richtig geschriebene Wörter wandern im Kasten nach hinten, falsch geschriebene kommen nach vorne und werden bald wieder diktiert.

Auch der Bereich Sprachbetrachtung (Sprachlehre) hat Einfluss auf die Deutschnote

Die Kenntnisse über Wortarten, Wortbildung, Zeiten, Fälle und Satzglieder sollten im Hinblick auf den Übertritt regelmäßig aufgefrischt werden, was der normale Unterricht nicht immer leisten kann. Falls Sie Ihr eigenes Schulwissen nicht mehr parat haben, müssen Sie sich bei der gemeinsamen Wiederholung an das Sprachbuch oder an einschlägige (gekaufte) Arbeitshefte halten.

Für alle Fachgebiete des Deutschunterrichts gibt es im Buchhandel zusätzliches Übungsmaterial. Bei der Durcharbeitung ist die Anleitung eines Erwachsenen empfehlenswert.

Mathematik: Um versteckte Schwächen von vorne herein auszuschließen, sollten Fördermaßnahmen in Mathematik bei den Grundlagen beginnen:

1. Stellen Sie sicher, dass Ihr Kind das Einmaleins fehlerlos beherrscht. Auch Umkehr- und Tauschaufgaben müssen geläufig sein (  72 : 9 = ?   bzw.   9 x ? = 72  ).

2. Schriftliche Rechenverfahren brauchen, sobald sie im Unterricht eingeführt sind, ständige Übung. Kontrollieren Sie in Abständen die Fertigkeit im schriftlichen Zusammenzählen, Wegnehmen, Malnehmen und Teilen (auch mit Rest). Techniken zur Selbstkontrolle, die schriftliche „Probe“, sind sinnvoll.

3. Der Umgang mit Größen ( km, m, dm, cm, mm  /  hl, l  /  t, kg, g  /  Euro, Cent  /  Std., Min., Sek. / Tag, Woche, Monat, Jahr ) kann in kleinen Umrechnungsaufgaben geübt werden.

4. Nun können Sie sich der eigentlichen Herausforderung für überdurchschnittliche Schüler, den Text- oder Sachaufgaben widmen. Dieser Aufgabentyp stellt in den meisten Probearbeiten wie auch im Übertritts-Probeunterricht die größte Schwierigkeit dar und entscheidet über Note 1 und 2.

Autor: Josef Niebler ist seit 1977 tätig als Lehrer für Grund- und Hauptschulen und war viele Jahre auch Mitglied in Prüfungsausschüssen zum Schulübertritt.

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