Eine Ameise, die keine ist, findet ihre Identität
Eine Rezension, die mir nicht leicht gefallen ist. Ich habe das Buch mit meiner 6jährigen Enkeltocher gelesen, bzw. ehr versucht das zu tun. Sie fand die Geschichte wenig ansprechend und konnte trotz mehrfachem Angebot kein wirkliches Interesse daran entwickeln, obwohl sie in der Regel immer sehr interessiert an neuen Büchern ist.
Wir haben ungefähr in der Mitte abgebrochen, ich habe das Buch dann alleine zuende gelesen. Und ehrlich gesagt konnte ich ihr Desinteresse auch gut verstehen. Meine folgende Einschätzung hat immer den Hintergrund, dass das Buch vom Alter her ab 6 Jahren empfohlen wird, was ich nicht nachvollziehen kann.
Zur Geschichte: Jonny Ameise ist gar keine Ameise, sondern ein etwas naiv wirkender Mistkäfer, der von einem Ameisenvolk irrtümlicherweise angenommen wurde.
Klar „versagt“ er bei allen für Ameisen notwendigen Aufgaben, wird zum Außenseiter und Zielscheibe von Anfeindungen und gemeinen Attacken. Ihn rettet letztlich, dass er in der etwas aus der Art geschlagenen Ameise Butz eine gute Freundin gefunden hat. Sie machen sich zusammen auf den Weg, entdeckt seine wahre Identität. Diese Themen sind durchaus wichtig für die genannte Altersgruppe, und in den Schilderungen wie andere Ameisen Jonny ärgern und auf seinen scheinbaren Schwächen herumreiten, hatte er auch gleich die volle Solidarität meiner Enkelin. „Die sind ja so gemein zu Jonny“. Solche Formen von Auseinandersetzungen begleiten wohl jedes Kind von der Kita über die Schulzeit.
Die verwendete Sprache jedoch hat die Vermittlung dieser Thematik nicht wirklich gut umgesetzt. Die Sätze waren zum Teil sehr lang, was gerade für Leseanfänger ziemlich demotivierend wirkt
Der in vielen Kritiken so geschätzte Humor und Wortwitz ist sicherlich vorhanden und hat mich einige Male zum Schmunzeln gebracht, ist jedoch ehr „Erwachsenenhumor“ und passt nicht zu jüngeren Kindern.
Auch die Einführung der Ich-Erzählerin in Kapitel 5 hat bei meiner Enkelin nur komplettes Unverständnis ausgelöst. Die Bilder sind in nicht so wirklich ansprechenden Farben gestaltet, grade das cover würde mich in der Buchhandlung nicht motivieren, mir das Buch näher anzuschauen. Der Stil ist ehr comicmäßig, und auch das passt sicherlich mehr zu älteren Kindern oder eben Erwachsenen.
Meiner Enkelin gefielen weder die Bilder noch die Farben, zumal die Bilder oft nicht wirklich gut erkennbar waren, etwa die Käferperspektive auf einen Menschen auf Seite 23.
Fazit: die Altersempfehlung finde ich viel zu früh, ich denke so ab 8 Jahren wäre deutlich angemessener. Wie das Buch bei älteren Kindern ankommen würde, kann ich nicht wirklich einschätzen. Es ist teilweise sehr witzig geschrieben, aber eben nicht für jüngere Kinder, die diese Form von Humor und Ironie noch nicht wirklich verstehen können.
Unsere Kinderbuch-Testerin: Gudrun Niewendick hat das Buch mit ihrer sechsjährigen Enkelin gelesen.
„Brummps, sie nannten ihn Ameise“
Autorin: Dita Zipfel
Illustrationen: Bea Davies
Verlag: Hanser
Erscheinungsjahr: 2022
Umfang: 136 Seiten, gebunden im Format ca. B 16 cm x H 24 cm
Preis: 15 Euro
Alter: ab 6 Jahre