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Ein Wutbuch für Grundschulkinder

Wird denn hier keiner wütend? 10 Geschichten über Wut, Zorn, Trotz und Ärger

Das perfekte Buch, um es meiner kleinen, aber liebevollen, Wut-Zwergin vorzulesen

Das perfekte Buch, um es meiner kleinen, aber liebevollen, Wut-Zwergin vorzulesen und mit ihr über wütende Alltagssituationen sprechen zu können – dachte ich.

Ein Wutbuch….in dem die Tiere ihre Wut unterschiedlich zum Ausdruck bringen – wenn es denn überhaupt Wut ist. Oder ist das Eichhörnchen eher FRECH?? Die Schlange ist jedenfalls sehr wütend – aber auf was eigentlich??? Und wie reagiert man, wenn einem der Elefant ausversehen auf die Füße tritt…. wütend?? Und was kann man statt „wütend sein“ noch tun….?

Genau diese Inhaltsangabe bewegte mich zur Entscheidung für dieses Buch.

Ich denke ich stehe nicht alleine da, zumindest, wenn man den zig tausend Internetseiten über das Thema „Wut im Grundschulalter“ vertraut. Es ist nun mal Fakt, dass die Wut uns begleitet. Es gehört zur Persönlichkeitsentwicklung dazu. Jeder ist wütend, der eine mehr, der andere weniger. Und je nach Alter eben mehr und impulsiver 😉

Und Zickereien habe ich in meiner liebevollen Mädchenbande täglich.

Ich erhoffe mir von dem Buch mehr mit den Kindern über Wut sprechen zu können, über die Beispiele anderer, in diesem Fall, Tiere, über das eigene Verhalten zu reflektieren und sogar Lösungen zu finden. So der Plan….

Erst einmal haben die Mädchen (4, 6, 10 Jahre) das Buch angeschaut. Die Illustration ist sehr kindgerecht gehalten, es wurden weiche, naturnahe Farben verwendet. Aber auch sehr viel Schwarz und dunkel gehaltene Bilder. Dadurch wirkt jede Geschichte fast ein wenig düster.

Jede der 10 Geschichten ist 3 bis 5 Seiten lang, jedoch groß gedruckt – ideal für das Lesen im Grundschulalter. Die Bilder nehmen sehr viel Raum ein, was die Geschichte sehr lebendig macht und bei der Vorstellung hilft.

Die Feuerkröte ging von Tier zu Tier und ärgerte sie, tat ihnen weh, und stellte dennoch immer fest: „Nein, du bist nicht wütend.“ und ging zu einem weiteren Tier, verknotete Rüssel, verdrehte Fühler, verklebte Mäuler, zerfetzte Kleidung.

Meine 10 und 6 jährige waren sehr wohl der Meinung: „ Boar, wie gemein, also wenn mir einer extra auf den Fuß tritt, dann werde ich sauer und brülle den an!“ – „Wenn einer mein Lieblingskleid zerreißt,dann sag ich das Mama und dann bin ich echt wütend.“

Auch die Tiere unterhielten sich, ob sie nun wütend sein sollen, waren oder müssen und was genau WUT überhaupt ist.

Und dann war da das Eichhörnchen, welches in seinem Haus saß und seinem Freund, der Ameise nachtrauerte, die weggezogen ist. Ist man nun wütend oder traurig oder gibt es Wuttrauer?

Das Haus des Eichhörnchens wurde jedenfalls lebendig und weinte.

Für mich als Vorleserin war das „verwirrend“. Ich wusste nicht so recht, was dies nun zu bedeuten hatte, weinende Wände, trauriger Tisch und ein Eichhörnchen, was mit seinen Möbeln redet. Vielleicht denke ich da zu „erwachsen“ und bin der Meinung: Wenn ich mit Wänden rede, sollte ich mir Hilfe holen.

Meine Kinder haben diese Gedankengänge nicht, und hörten sich auch diese Geschichte gespannt an und kamen zu dem Fazit: Alles war traurig, sogar die Möbel.

Die sicherlich lustigste Geschichte das Buches ist die der Schlange. Ich behaupte nun mal, dass ich eine gute Vorleserin bin und wir haben wirklich gelacht. Denn die Schlange war ständig wütend. Sie war wütend, wenn keiner kam und sie war wütend, wenn einer kam. Sie war wütend, wenn ihr keiner was zum Geburtstag schenkte und sie war wütend wenn ihr jemand was schenkte, was sie nicht wollte. Sie war wütend, wenn sich jemand freute und sie war wütend, wenn jemand auf sie wütend war.

Meiner Großen fiel direkt ein Vergleich auf: „ hehe, die Schlange ist wie meine Schwester, man kann es ihr zur Zeit nicht recht machen.“ Und diese konterte: „ GAR NICHT!!!! ICH BIN NICHT SO WIE DIE SCHLANGE…..(brüll)“

Die Geschichte regte jedenfalls das Denken an, welches ich mir von dem Buch erhofft hatte. Alltägliche Situationen über die man dann sprechen konnte, sich wiederfinden kann und sich dann auch drüber amüsiert.

Wir lesen sie oft und wenn hier einer wütend wird, wird er liebevoll mit „Schlange“ geneckt.

Bei den anderen Geschichten fehlte mir immer wieder die Überleitung zu unserem Alltag. Die Kinder hörten den Geschichten aufmerksam zu aber man sah doch ihre Fragezeichen über ihren Köpfen : Was hat das nun mit Wut zu tun?

Die Grille wollte nicht, dass der Bär zu ihrem Geburtstag kommt. Aber statt ihm keine Einladung zu schicken, schrieb sie ihm einen Brief, warum sie ihn nicht einladen will. Und während sie schrieb, fielen ihr doch Dinge auf, die ihr an ihm gefallen und er doch kommen soll. Für ein Kind schwer zu verstehen und leider auch für viele Erwachsene, nämlich über Probleme zu sprechen, statt sie unter den Tisch zu fegen.

Aber um diese Metapher an ein Kind weiterzugeben, muss man sie eben als Erwachsener erst einmal selbst begreifen.

Sehr niedlich fand ich die Geschichte in dem der Elefant nicht mit der Maus tanzen will, aus Angst ihr auf die Füßchen zu treten und sie wütend zu machen. Aber die Maus ermutigte ihn und ertrug dann auch, dass sie auf die Füße getreten wurde.

„Also wenn mir ständig auf die Füße tritt, dann geh ich weg….oder ich trete zurück!“ – „Aber er hat es doch nicht extra gemacht, er hat eben so rießige Füße und die Maus wußte das .“ diskutierten meine beiden.

In der Geschichte mit der Ameise versuchten die Autoren die Wut sichtbar zu machen, als etwas stacheliges bedrohliches. Wieder ein Geschichte, die ich vorlas aber die Emotionen bei den Kids ausblieb, weil sie das Gelesene nicht verstanden. Was war das Stachelige? Man kann Wut doch gar nicht sehen?!“

In den weiteren Geschichten, ging es um eine Heuschrecke, die die anderen Tiere zum Umdenken bringen wollte aber es klappte nicht und sie legte sich depressiv???- ins Bett.

Ich denke ich stehe nicht alleine da, zumindest, wenn man den zig tausend Internetseiten über das Thema „Wut im Grundschulalter“ vertraut.Der Frosch war zu euphorisch und sprang in die Torte des Schwans. Wie ging er damit um ??? Erst war er wütend und gekränkt aber nach einiger Zeit war der Ärger verflogen. Allerdings ist hier ebenfalls die Ausschreibung der Geschichte meiner Meinung nach zu Komplex für Kinder.

Alles in allem ist es ein schönes Buch mit tollen Kurzgeschichten rund um bekannte Tiere. Jede Geschichte hat eine Metapher, soll zum Nachdenken anregen und überlegen lassen, ob man selbst vielleicht schon in einer ähnlichen Situation war und was man bei der nächsten Wut oder Trotzattacke besser machen könnte.

Wir haben aus dem Buch mitgenommen, dass man sich Dinge zutrauen soll, auch wenn man Angst hat etwas falsch zu machen, das man über seine Gefühle sprechen soll, am besten mit demjenigen , womit man ein Problem hat und das jeder ein anderes Gefühl für Wut haben kann und manche schneller oder öfter wütend werden.

Und wir haben festgestellt : Eigentlich ist jeder von uns mal „die Schlange“ und hat einen schlechten Tag.

Mein Tipp an die Vorleser: Lest das Buch erst einmal alleine und versucht herauszufinden, welche Botschaft hinter den Geschichten stecken. Es ist auch kein Buch für die allabendliche Gutenachtgeschichte. Wenn ihr schon ein ungutes Lesegefühl habt, dann lest es vielleicht erst einem anderen Erwachsenen vor und tauscht euch aus, bevor das Kind ein FRAGEZEICHEN über den Kopf hat.

Unsere Kinderbuch-Testerin: Daniela Kofent hat vier Kinder im Alter von 3, 6, 9, 13 Jahren und hat das Buch mit ihren Mädchen getestet.

 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (26. Juli 2021)
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 72 Seiten
6 Jahre und älter
Preis: 16 Euro

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