Bööööööse – oder doch nicht so ganz?
Hauptfigur ist – ein Sonnenblumenkern! Dieser lebt in großer Familie zufrieden auf einem Sonnenblumenfeld. Nachdem er als Snack verarbeitet in einer Tüte landet und nur knapp dem Tod durch Gegessen werden entrinnt wird alles anders, und der Kern wird ein Böser Kern, dem egal ist was sein Verhalten für andere bedeutet oder dass andere über ihn tuscheln. Er entschließt sich dann doch, sein böse sein zu verändern und bemüht sich sehr, wieder freundlich und rücksichtsvoll zu werden, erfährt dafür Akzeptanz.
Natürlich schaue ich mir erstmal jedes Buch, was ich mit meinen Enkel*innen lese und anschaue, vorher in Ruhe an. Und ehrlich gesagt – ich war zunächst skeptisch. Ein Sonnenblumenkern als Hauptakteur – nicht grade so ansprechend wie die in dieser Altersgruppe so üblichen Identifikationsfiguren wie niedliche Tiere, kleine Kinder oder Phantasiefiguren wie Feen, Einhörner und so weiter.
Und das Thema – Böse sein – finde ich ja erstmal wichtig, war aber sehr gespannt darauf wie Kinder das annehmen.
Und ich muss sagen, ich war dann doch überrascht. Sie waren ziemlich neugierig auf den „Bösen Kern“. Und auch wenn ihnen einige Darstellungen sehr fremd waren, das Buch ist erstmals in den USA erschienen, und Baseball sowie Sodadosen waren ihnen jetzt kein Begriff, gingen sie bei der Geschichte mit. „
Ich bin auch manchal ein böser Kern, wenn mich der V… in der Kita ärgert, dann habe ich ihn gehauen“ – es hat mich erstaunt, dass meine 3jährige Enkeltochter das Verhalten des Bösen Kerns so schnell auf sich selbst übertragen konnte.
Und die Geschichte hat alle Enkel dann auch weiterhin erkennbar beschäftigt. Als sie mitbekamen, dass jemand sich beim Einkaufen vorgedrängelt hat, sagten zwei von ihnen gleich „Das ist jetzt auch wie beim Bösen Kern“. Besonders die Frage im Buch „Wollt ihr wirklich wissen, wie böse?“ führte zu einem begeisterten „Ja!!!“. Das Thema böse sein scheint sie sofort fasziniert zu haben. Alle drei Enkelkinder konnten schnell nachvollziehen, wieso der Kern böse wurde. „Er war sicher ganz traurig, dass er jetzt allein ist und seine ganze Kerne Familie weg ist“ – an dem Punkt hatte ich ja fast schon Bedenken, ob die nächsten Kerne, die wir oft als snacks essen, noch akzeptiert würden!
Der böse Kern beschließt dann, doch wieder ein freundlicher, guter Kern zu werden – und strengt sich sehr dafür an, auch wenn es nicht immer gleich klappt.
Die Botschaft – Veränderung ist möglich – finde ich schon gut, auch für diese Altersgruppe. Aber hier findet für mich ein deutlicher Bruch in Geschichtenverlauf statt – es bleibt völlig unklar wieso der Böse Kern sich ändern will. Die Kinder haben darauf nicht reagiert, aber für die innere Logik der Geschichte fehlen mir so zwei bis drei Seiten, z.B. dass der Böse Kern wahrnimmt dass er durch sein Verhalten sehr einsam wird weil andere Kerne Angst vor ihm haben oder sein Verhalten einfach nicht mögen.
Die Altersangabe von 3-5 Jahren finde ich sehr angemessen. Bei diesem Buch steht die Geschichte eindeutig im Vordergrund. Die Bilder sind ehr groß und wenig detailliert gezeichnet, dennoch sind sie ausdrucksstark. Sie motivierten jetzt nicht grade zum genaueren Suchen im Bild. Dafür animierte sie sehr, den grimmigen Gesichtsausdruck des böööööööööösen Kerns nachzumachen, das Grimasseschneiden hat uns viel Spaß gemacht!
Fazit: ein Buch, das anspricht und das wichtige Thema vom „böse sein“ in den Mittelpunkt stellt – denn „böse“ ist wohl jeder und jede mal.
Unsere Kinderbuch-Botschafterin: Gudrun Niewendick hat das Buch mit ihren vier Enkelkindern (von knapp 3 Jahren bis 4,5 Jahre) gelesen
Autor: Jory John
Illustrator: Pete Oswald
Titel: Der böse Kern
Verlag: adrian Verlag
Erscheinungsjahr: 2021 in Deutschland
Umfang: 32 Seiten, gebundene Ausgabe
Preis: 12,95 Euro
Alter: 3-5 Jahre