… und dann wurde es laut!
Ja, wer mag Wolfie? Der junge Wolf ist traurig, dass er keine Freunde findet, denn die anderen Waldtiere haben Angst vor seinen spitzen Zähnen. Ein kleiner, knallroter Vogel, der aber vorsichtshalber auch lieber im Baum auf Abstand bleibt, versucht ihm zu helfen und ermutigt ihn, freundlicher zu sein und zu singen. Wolfie fängt damit auch an, singt über seine Einsamkeit und seinen Wunsch, Freunde zu finden „Niemand mag mich und keiner hört zu. Eigentlich bin ich ganz lieb, ein voll netter Typ…“ Die anderen Waldtiere – Eisbären, Rentiere, ein Waschbär und Hasen – finden das aber gar nicht witzig, sind sauer weil er ihren Schlaf stört. Erst als eine weiße Wölfin kommt und ihn und seinen Gesang „Echt. Richtig richtig schön“ findet, ist er glücklich.
Ich habe das Buch „Wer mag Wolfie“ mit meinen beiden Enkeltöchtern (fast 4,5 Jahre und fast 3 Jahre) gelesen. Ja und dann wurde es tatsächlich laut, da sie natürlich sofort wie die Wölfe „Auuuuhuuuuuu!“ rufen mussten und auf allen vieren durch die Wohnung getobt sind.
Überhaupt mögen sie es gerne, wenn in Büchern auch Reimformen oder Lieder, die man beim Vorlesen singen kann, vorkommen. Sie hatten Mitgefühl mit Wolfie, schaut er doch auf dem ersten Bild wirklich sehr traurig aus. Überhaupt ist es dem Illustrator sehr gut gelungen, die Gefühle des Wolfes darzustellen und so die Atmosphäre der Bilder gut zu vermitteln.
Der kleine rote Vogel hat die beiden Kinder dafür nicht so sehr interessiert, wobei ich ihn total niedlich gezeichnet fand.
Viel interessanter fanden sie die anderen Waldbewohner, vor allem die Eisbären. „Die haben ja gar keinen Mund“ fiel der Großen sofort auf. Am niedlichsten fand sie den kleinen Waschbären, obwohl der in der Geschichte ja überhaupt keine weitere Rolle spielt, aber von unseren Zoobesuchen her rangieren Waschbären ganz oben auf ihrer Beliebheitsskala.
Und das größte Rätselraten gab es darum, wieso Wolfie Sorge hatte dass sich die weiße Wölfin an ihren scharfen Zähnen selbst die Zunge verletzten könnte.
Das habe ich zwar mehrfach versucht zu erklären, vor allem da die Kleine sich beim Frühstück selbst auf die Zunge gebissen hat, aber so wirklich überzeugt waren sie dann nicht.
Beim zweiten Mal lesen, dann am Abend, befand die Kleine „Ich mag Wolfie nicht, er ist so laut“. Da war sie sehr müde, als Buch vorm Schlafengehen für sie wirklich nicht so geeignet. Aber sie möchte halt auch die Bücher mit anschauen, die die große Schwester sieht. Wir haben dann einen Kompromiss geschlossen, nochmal Wolfie lesen für die Große (und die Kleine hielt sich dabei die Ohren zu, wenn ihre Schwester nun aber leise wie ein Wolf mitgejault hat) und dann ein dickes Wimmelbuch für die Kleine.
Die Illustrationen in den ehr kühlen Farben spiegeln Winterlandschaften gekonnt wieder
Die anderen Waldtiere bleiben ehr im Hintergrund, wobei meine beiden Enkelinnen an ihnen viel Interesse hatten. Die Geschichte ansich hat einen schönen Ansatz – jeder hat seine Stärken und es ist nicht nötig, dass alle einen mögen und toll finden. Aber ich denke auch, dass es zwei Schwachpunkte in der Erzählung gibt. Zum einen sagt der kleine rote Vogel, um den Wolf nicht zu verletzen, dass sein Gesang schön war, obwohl er ihn schrecklich fand.
Auch die Größere meiner Enkelkinder hatte deutlich Schwierigkeiten, diese Doppeldeutigkeit zu verstehen. „Wieso will der Vogel denn nicht, dass Wolfie nochmal singt, er hat doch gesagt dass das Lied schön war“. Und zum zweiten wird als Ende der Geschichte Verliebtsein zwischen Wolfie und der weißen Wölfin ausgedrückt. Und das Gefühl kennen Kinder in dem vorgesehenen Alter von 4-6 Jahren wohl noch nicht – und wenn sie es später kennenlernen, lesen sie sicher keine Bilderbücher mehr! Ich hätte es viel altersgerechter empfunden, wenn sich die beiden Wölfe angefreundet hätten, zusammen durch den Schnee getobt wären o.ä., halt als Freunde was zusammen anstellen oder erleben.
Jeder möchte einen Freund / eine Freundin haben und jeder möchte gemocht werden so wie er ist – diese wichtige Botschaft vermittelt das Buch sowohl anhand der Geschichte wie auch der niedlichen, ansprechenden und in kühlen Winterfarben kongruent gehaltenen Illustrationen. Die doppeldeutige Antwort des Vogels zum Gesang von Wolfie und vor allem das Ende – er und die weiße Wölfin verlieben sich ineinander – sind m.E.n. nicht altersgerecht. Dennoch ein schönes Buch zum „Mitjaulen“, was den Kindern zumindest tagsüber sehr viel Spaß gemacht hat.
Unsere Buchbotschafterin: Gudrun Niewendick hat das Buch mit ihre zwei Enkelkindern (fast 4,5 und fast 3 Jahre) entdeckt.
Titel: Wer mag Wolfie
Midas Kinderbuch
32 Seiten für Kinder 4 – 6 Jahre