Nichts Halbes und nichts Ganzes
Ein Junge zieht mit seiner Familie in eine neue Stadt und muss sich in eine neues Umfeld (hauptsächlich die Schule) integrieren. Dabei wird er mit bisher nicht gekanntem Leistungsdruck konfrontiert, der hauptsächlich von seinen Eltern ausgeht. Er selbst richtet seinen Ehrgeiz weniger auf die Schule, sondern möchte seine Karriere als Komiker vorantreiben, was zu allerlei witzigen Situationen führt.
Verfasst im Stile eines Tagebuchs nimmt das Buch den Leser mit in den Alltag des Protagonisten Luis, der zum einen dem Bild eines typischen, nachlässigen Teenagers entspricht, zum anderen aber das ambitionierte Ziel verfolgt Stand-Up Comedian zu werden
Die Story ist leicht zugänglich und hat meine Tochter von Beginn an abgeholt. Die komödiantischen Bestrebungen Luis` bestimmen deutlich den Stil des Buches. Manche Gags werden ganz deutlich als solche herausgestellt und sind auch Teil der Handlung, die ganze Zeit über bestimmt ein etwas flapsiger Ton den Stil der Tagebucheinträge.
Manche dieser Witze oder lässigen Einzeiler sind ganz gelungen, die meisten verlaufen aber irgendwie im Sand oder wurden schon oft gehört. Meine Tochter hat viele der Gags eher stillschweigend zur Kenntnis genommen, ein paar Mal musste sie jedoch schmunzeln.
Problem scheint hierbei die Zielgruppe des Buches zu sein. Handlung und Stil passen meiner Meinung nicht so richtig zusammen. Die Handlung ist recht einfach gehalten und leicht zu verfolgen, was für jüngere Kinder ganz passend ist.
Die Gags und der lockere Unterton kommen aber bei jungen Lesern nicht so zur Geltung und richten sich eher an etwas „ältere“ Kinder.
Die vorkommenden Figuren kennt man so auch schon irgendwie und der Autor hält sich an bekannte Muster: der coole Hauptcharakter, der spießige Freund, die überengagierte Mutter, der Vater, der hauptsächlich nach Anweisung der Mutter handelt, nervige Geschwister…. All das kommt einem bekannt vor, und auch meine Tochter erkannte gleich die Parallelen zu einer anderen vergleichbaren, aber hierzulande bekannteren Jugendbuchreihe.
Die Handlung ist solide aufgebaut und schon ganz interessant für die Kinder, aber auch hier fehlen irgendwie frische Ideen oder das gewisse Etwas um die jungen Leser so richtig zu begeistern.
Während meine Tochter sich bei Büchern, die sie wirklich fesseln, abends schon immer aufs Vorlesen freut oder versucht ein paar Extra-Minuten Lesezeit rauszuhandeln, verlief die Lektüre dieses Buchs relativ emotionslos.
Fazit: „Wie man seine Eltern erzieht“ ist insgesamt ein ganz unterhaltsames Jugendbuch, das nicht viel falsch macht aber auch wenige neue Ansätze bringt. Der Comedy-Ansatz zündet nur manchmal. Meine Tochter hat die Geschichte aufmerksam verfolgt und auch an der ein oder anderen Stelle geschmunzelt, so richtig gefesselt hat sie das Buch aber nicht.
Unsere Kinderbuch-Botschafterin: Frau Sitter hat drei Mädchen. Sie sind 9, 4 und 2 Jahre alt.
Pete Johnson
„Wie man seine Eltern erzieht“
arsEdition 2021
ab 10 Jahren
172 Seiten, 12€