Vorlesebuch als Plädoyer für Vielfalt und Weltoffenheit
Die Vorlesegeschichte „Als Herr Babel (k)einen Turm baute“ ist eine humorvolle und liebevoll-illustrierte Geschichte, die kleinen Zuhörern ab vier Jahren, zeigt, wie spannend Vielfalt und Weltoffenheit sind.
Der kleinen Prinzessin in der Geschichte ist fürchterlich langweilig, was ihr Vater, der König (wie viele Elternteile), einfach nicht ertragen kann. Sie scheint bereits alle Geschichten, Tänze und Gerichte des Landes zu kennen: alles schon gehört, gesehen und geschmeckt. „Ja Mama, meine Spiele habe ich auch schon alle einmal gespielt!“ zeigte sich mein Vier-jähriger solidarisch „und manchmal ist mir fürchterlich langweilig“. Die kleine Prinzessin wünscht sich einen hohen Turm zur Ablenkung und schnell kommen viele Handwerker aus unterschiedlichen Ländern, um der kleinen Prinzessin diesen Wunsch zu erfüllen.
Die Illustrationen im Buch stammen von Sven Nordquist, der auch „Pettersson und Findus“ illustriert hat. Hier muss ich wohl nicht erwähnen, dass sowohl ich als Vorlesemama als auch meine kleinen Zuhörer, von den liebevollen Bildern rundum begeistert waren. Auch ein kleiner Findus findet sich im Buch. Ob ihr ihn finden könnt?
Während die Prinzessin unter den Fremden umherspaziert, konnten auch meine Zwerge viele „fremde“ Dinge entdecken. „Menschen essen gegrillte Grashüpfer?“ fragte mich unser Mittlerer ganz begeistert und konnte sich gar nicht vorstellen, „wie diese wohl schmecken“. Und auch eine Inspiration für unsere Familienküche habe ich im Buch gefunden: Hühnchen in Apfelsinensoße!
Auf liebevolle Weise werden die unterschiedlichen Sitten und Vorstellungen der einzelnen Handwerker herausgezeichnet. Verständigungsprobleme und kulturelle Unterschiede werden sehr anschaulich dargestellt. So können beispielsweise die Wasserträger am Samstag nicht arbeiten, weil dieser in ihrem Heimatland ein Feiertag ist.
„Als Herr Babel (k)einen Turm baute“ ist ein wundervolles Buch, um mit den kleinen Zuhörern über „das Fremde“ zu sprechen. Meine Kinder haben beim Vorlesen beispielsweise beschlossen, dass sie auch wieder ans Meer fahren wollen.
Kritisieren möchte ich jedoch, dass der Turm nicht zu Ende gebaut wurde und der Baumeister deswegen erzürnt das Land verlässt. Hier bin ich mir nicht sicher, ob man als Botschaft nicht mitnehmen könnte, dass große Projekte mit Gastarbeitern ohnehin nicht umgesetzt werden können. Wie gut nur, dass meine Kinder nicht so denken wie ich. Viel schöner hätte ich es gefunden, wenn der Turm ganz anders ausgesehen hätte, als von Baumeister Babel, geplant. Hier hätte der Autor auch noch eine wichtige Botschaft verstecken können, nämlich dass vieles gelingt, wenn man es nur gemeinsam versucht.
Die vielen Fremden haben viele neue Geschichten, Tänze und Gerichte ins Land der kleinen Prinzessin mitgebracht.
Am Ende war meinen Kindern klar, dass Fremde nicht furchteinflösend, sondern ganz interessant sind und Kulturen andere Kulturen bereichern.
Die Welt scheint ein klein wenig bunter zu sein, wenn man seine Vorurteile überwindet und offen für Neues ist. Und schon allein für diese Erkenntnis gibt es von mir eine Leseempfehlung!
Titel: Als Herr Babel (k)einen Turm baute
Autor: Sally Altschuker
Verlag: ellermann Verlag
Erscheinungsjahr: 2018
Umfang: 32 Seiten
Preis: 15,00€
Zielgruppe/Alter: ab 4 Jahren