Hier hat jeder einen Platz-Kinderbuch gegen Rassismus

Kindgerecht werden Kinder ab 5 Jahren für dieses Thema sensibilisiert

In diesem Kinderbuch werden viele Nationalitäten vorgestellt: albanisch, koreanisch, polnisch, jamaikanisch, kenianisch, türkisch, vietnamesisch, indonesisch, ukrainisch, griechisch und syrisch. Jede hat seine Besonderheiten wie interessante Speisen, unbekannte Objekte (bspw. Instrumente) oder andere Sprachen

Ein besonderes Augenmerk wird dabei, wie der Titel bereits verrät, auf den Umgang mit Rassismus gelegt. Kinder sollen so für dieses Thema sensibilisiert werden, welches in Zeiten der Globalisierung leider noch immer allgegenwärtig ist.

Zuallererst soll erwähnt sein, dass die Autorin dieses Buches, Alexandra Ndolo, selbst drei Nationalitäten angehört: polnisch (Mutter), kenianisch (Vater) und deutsch. Wie sie es eigens in einem kurzen Kapitel in diesem Buch schildert, ist sie während ihrer Kindheit selbst mit Rassismus konfrontiert worden.

In den sechs kleinen Geschichten, die jeweils 8-10 Seiten umfassen und anschaulich bunt und kindgerecht illustriert sind, geht sie auf Kinder unterschiedlichster Nationalitäten ein und schildert Besonderheiten bzgl. nationaler Gerichte, Landschaften, Sprachen und Tagesabläufe

Dabei bekommt der Leser nicht nur die Unterschiede mit, es fallen auch durchaus Gemeinsamkeiten auf, die die Kinder unterschiedlicher Herkunft verbinden können. So gibt es also auch Türken, die als Ärzte arbeiten und Indonesier, die im Kindergarten einer Arbeit als Erzieher nachgehen.


Die besonderen und durchaus interessanten Unterschiede werden in diesem Buch schön und kindgerecht erklärt

Neben den leckeren Speisen (bspw. dem albanischen Byrek und dem griechischen Dolmades) wird auch auf den offensichtlichsten Unterschied eingegangen: das Aussehen. Sehr direkt werden Bezeichnungen wie „Schlitzauge“ und „Neger“ aufgegriffen, allerdings bleiben diese Wörter nicht einfach im Raum stehen. Es folgt eine Erklärung, was wie genannt bzw. was anstelle dessen gesagt werden sollte.

Hierbei gibt die Autorin dem Leser jedoch nicht eine „Allgemeinlösung“ vor sondern verweist immer darauf, dass man sich an den entsprechenden Personen orientieren soll, welche Bezeichnung sie nun als angenehm empfinden und welche sie nicht gerne hören möchten („… wenn du meine Augen beschreiben willst, dann sag doch einfach Mandelaugen.“). Das ist unserer Meinung nach sehr gut gelungen!

Die kleinen Geschichten zeigen, dass es zu Rassismus nicht ausschließlich durch vorher geplante und gut überlegte Handlungen sondern auch oftmals im Alltag durch spontane und unüberlegte Ausrufe kommen kann

Es werden dadurch andere Menschen stark verletzt und dem Leser wird dadurch in diesem Buch sehr schön vor Augen geführt, dass es neben den beruflichen Gemeinsamkeiten auch noch den Aspekt der emotionalen Gleichheit gibt, welcher um einiges wichtiger ist. Um die Komplexität dieses großen Themas „Rassismus“ für Kinder etwas aufzudröseln und verständlicher zu gestalten, gibt es nach jeder Geschichte einige Erklärungen und Wort-Definitionen. Zum Beispiel werden die Wörter „Nationalität“, „Dazugehörigkeit“, „Gesellschaft“ und „Gemeinschaft“ erklärt. Allerdings ist dies für Kinder im Alter von fünf Jahren unserer Ansicht noch zu schwer zu verstehen.

Für dieses Alter sind wahrscheinlich die Geschichten hierfür noch durchaus ausreichend, da darin eine Situation im Alltag geschildert wird und welche „Lösung“ bzw. welches Verhalten auf welche Art und Weise verändert werden sollte, um Rassismus entgegenwirken zu können.

Für ältere Kinder allerdings halten wir diese erklärenden und detaillierten Zwischenschübe für durchaus sinnvoll. Genauso verhält es sich mit den Landkarten der entsprechenden Länder, die Teil der bildlichen Gestaltung der Kurzgeschichten sind.

Auch das Thema „Vorurteile“ findet seinen Platz. Dies ist natürlich nicht ausschließlich dem Rassismus unterzuordnen aber auch hier wird dem (kleinen) Leser genau erklärt, warum es so wichtig ist, diese abzulegen und auch sich einzumischen, wenn Andere ausgegrenzt und unfair behandelt werden

Allgemein kann gesagt werden, dass das komplette Buch in seiner Art und Weise den Leser nicht nur passiv informiert sondern aktiv anspricht, in seinen Mitmenschen nicht nur das Äußere sondern den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen. Und ebenso in seinen Handlungen aktiv zu werden, wenn Andere diskriminiert und schlecht behandelt werden. Denn nur, wenn alle aufeinander Rücksicht nehmen und sich gegenseitig mit Respekt behandeln, kann Rassismus der Vergangenheit angehören.
Wir Menschen sind ein bunter Haufen- äußerlich wie innerlich- das sollte keine Ängste in uns schüren sondern vielmehr das Interesse wecken, den Anderen und somit seine Nationalität besser kennenzulernen und seinen eigenen „eintönigen“ Horizont farbenfroher zu gestalten!

Dieses Buch behandelt ein sehr wichtiges Thema: den Rassismus. Obwohl wir uns dank der Globalisierung lokal so leicht wie noch nie einander annähern können, so scheint es komischerweise noch immer nicht selbstverständlich zu sein, sich einander nahe zu sein und nicht fremd zu fühlen

Wenn Kinder schon früh mit diesem Thema in Berührung kommen und sie wie selbstverständlich in einer kulturell kunterbunten Umgebung aufwachsen, so kann in Zukunft hoffentlich dieses Buch überflüssig werden (im besten Sinne :D). Bis dahin ist es nur zu empfehlen (ab Altersklasse fünf/sechs)! Wir denken, dass unser Fünfjähriger mit dieser Lektüre dem Thema der „Diversität“ auch literarisch und illustrativ wieder ein Stückchen näher rücken konnte.

Unsere Buchbotschafterin: Frau Look arbeitet als Logopädin ausschließlich mit Kindern. Sie und ihr 5-Jahre alter Sohn haben das Buch getestet.

Autor: Alexandra Ndolo
Titel: Hier hat jeder einen Platz!
Illustration: Daniela Kunkel
Verlag: Loewe Verlag GmbH
Erscheinungsjahr: 2023
Umfang: 92 Leseseiten
Preis: 14,95
Zielgruppe/ Alter: ab 5 Jahre

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