Ein wirklich schönes Märchen, welches durch Wiederholungen lebt, einen tiefen Sinn hat, Werte vermittelt und die Kleinen sehr schnell miterzählen können

Im Grunde genommen ist es eine sehr tragische und berührende Geschichte bzw. Märchen, da am Ende zum Glück alles gut geht. Hähnchen und Hühnchen gehen in den Nusswald und das Hühnchen verschluckt sich beim Picken an einer Nussschale.
Daraufhin geht Hähnchen zur Quelle und bitte um Wasser zu trinken. Aber die Quelle möchte erst ein bisschen Laub haben. Laub würde von der Linde kommen, die gibt ihr Laub aber erst für ein Rotes Band (und dann auch noch absurderweise aus Gold). Marie hätte eins, möchte aber Schuhe dafür. Der Schuster braucht Borsten. Der Eber Korn, der Drescher Brot, die Backfrau Holz, der Holzhauer eine Axt, der Schmied Kohlen. Erst den Köhler barmt es sehr, dass Hühnchen sterben könnte und gibt die Kohlen. So ward Hühnchen wieder gesund, weil jeder bekommt was es braucht.
Diese Geschichte enthält so viele Denkanregungen, dass selbst meine großen Kinder die Geschichte Janne wiederholt vorgelesen und mit ihr darüber gesprochen haben,
Für meine Janne, 4 Jahre, war es am Ende rund. Wir sprachen darüber, dass die Wünsche im Verlaufe der Geschichte notwendiger werden, die Backfrau kann gar nicht ohne warmen Ofen mit Holz backen, der Holzhauer ohne eine Axt nicht Holzschlagen, Aber das Wasser am Anfang hätte die Quelle gehabt oder die Linde das Laub. Für Janne war dann auch schnell klar: „Na, da muss man die ja auch fragen, wenn man etwas nehmen möchte.“ Und das war klasse, denn dadurch erhält die Geschichte eine Aktualität, bewusst mit Ressourcen umzugehen und die Sensibilität, dass eben nicht alles selbstverständlich ist. Und so traurig wäre, wenn Hühnchen sterben würde, niemand hat das Recht einfach nehmen zu dürfen. Und wenn es nicht so gierig nach den Nüssen gewesen wäre, hätte es sich vielleicht auch nicht verschluckt.
Der Text lebt von seinen Wiederholungen, weil sie einfach Spannung aufbauen. Was wird aus dem armen Hühnchen? Und dabei ist alles so kurz und prägnant.
Die Seiten sind nicht übermäßig voll, sie überzeugen durch ihre Schlichtheit und klare Struktur. Rechts die Bilder, links der Text. Die Bilder sind bezaubernd einfach gehalten, einfache bunten Farbstiftzeichnungen, die eine Kinderhand vermuten.
Denn die Geschichte ist einfach bezaubernd und noch dazu eben auch eine norwegische Volkserzählung, überliefert und aufgeschrieben von den beiden Autoren Asbjörnsen und Moe. Also absolut lesenswert und hoffentlich für viele überzeugend, trotz den hohen Preises. Auch in Kindergärten sollte dieses Buch unbedingt stehen, da es zum Erzählen und Nachdenken anregt.
Im Vergleich zu anderen Büchern ist das Buch mit 19,95 Euro recht teuer, da es nur ein Softcover ist. Der Verlag Mons klingt für meine Laien-Ohren unbekannt auf dem Kinderbuchmarkt. Es ist schade, dass dadurch vielleicht Käufer abgeschreckt werden könnten.
Unsere Buchbotschafterin: Sandra Frommhold, Mutter von drei Kindern ( zwei Mädchen 16, 4 Jahre und ein Junge 12 Jahren) hat das Buch mit Janne (4) gelesen.
Peter Christen Asbjörnsen; Hähnchen und Hühnchen im Nusswald- ein norwegisches Märchen; Mons Verlag 2019, 19,95 Euro, Zielgruppe: Kinder ab 3 Jahren