Geeignete Verhütungsmethoden in der Stillzeit
Während der Schwangerschaft muss sich Frau keine Gedanken um die Verhütung machen. Doch ist das Neugeborene auf der Welt, sieht dies anders aus. Obwohl häufig davon ausgegangen wird, dass eine Befruchtung während der Stillzeit nicht stattfinden kann, ist dies keineswegs der Fall. Entsprechend müssen sich die Mütter mit geeigneten Verhütungsmethoden auseinandersetzen, die sicheren Schutz bieten aber auch die Gesundheit des Kindes nicht gefährden.
Warum Stillen allein als Verhütung nicht ausreicht
Bei jedem Stillvorgang produziert der Körper das Hormon Prolaktin, das die Milchproduktion angeregt und die Tätigkeit der Eierstöcke hemmt. Deswegen glauben viele Frauen, dass Stillen ein hundertprozentiger Verhütungsschutz ist. Das stimmt allerdings nur solange, wie die Mutter voll stillt. Innerhalb von 24 Stunden muss sie ihr Kind insgesamt mindestens 80 Minuten anlegen oder die Milch abpumpen, damit das Hormon weiter ausgeschüttet wird.
Sobald zwischen zwei Stillvorgängen mehr als sechs Stunden liegen, wird nicht mehr genug Prolaktin produziert und die Eierstöcke beginnen wieder zu arbeiten. Ein verlängerter Nachtschlaf, eine Unpässlichkeit des Kindes – und es besteht kein Verhütungsschutz mehr. Junge Mütter sollten sich deshalb rechtzeitig Gedanken über die Verhütung nach der Geburt machen.
Welche Verhütungsmittel kommen überhaupt infrage?
Der erste Grundsatz lautet: Die Muttermilch und damit auch das Baby dürfen durch das Verhütungsmittel nicht beeinträchtigt werden. Das ist beispielsweise bei hormonellen Verhütungsmitteln der Fall. Außerdem soll das Mittel auch für die Frau ohne Risiko sein. Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt, wenn der Wochenfluss noch nicht versiegt ist, sind Kondome der beste Verhütungsschutz. Doch gibt es noch weitere Möglichkeiten, auf die zurückgegriffen werden kann.
Barrieremittel – Kondom, Diaphragma und Portiokappe

©shutterstock.com (chingyunsong)
Das Kondom ist für das Baby, die Muttermilch und die Mutter gerade anfangs eine gute Verhütungsmethode. Dadurch wird zudem verhindert, dass Keime in die möglicherweise noch nicht ganz verheilte Gebärmutter eindringen können. Das Problem besteht jedoch in der Handhabung, bei der es häufig zu Fehlern kommt. Außerdem stören sich viele Paare daran, dass das Kondom erst übergestreift werden muss. Der Pearl-Index ist mit 2 – 14 teilweise recht hoch.
Diaphragma und Portiokappen sind nur geeignet für Frauen, die schon vorher Erfahrungen mit dieser Art der Verhütung gemacht haben und die Barrieremittel richtig einsetzen können. Es muss außerdem bedacht werden, dass sich der Umfang des Muttermunds verändert hat und nunmehr eine andere Größe notwendig ist. Diese muss vom Gynäkologen neu angepasst werden. Wenn Diaphragma und Portiokappe richtig eingesetzt werden, stellt diese Verhütungsmethode keinerlei Beeinträchtigungen für Mutter und Kind dar. Der Pearl-Index liegt zwischen 1 und 20.
Hormonelle Schwangerschaftsverhütung – Antibabypille und Spirale

©shutterstock.com (Bohbeh)
Eine hormonelle Schwangerschaftsverhütung während der Stillzeit setzt voraus, dass das Präparat kein Östrogen enthält. Pillen wie die Mini-Pille, die auf Gestagen-Basis funktionieren, können bedenkenlos verwendet werden. Die Mini-Pille gilt als sehr sicher – vorausgesetzt, sie wird täglich zur selben Zeit eingenommen. Längere Unterbrechungen von mehreren Stunden setzen die Wirkung der Pille herab. Der Vorteil liegt darin, dass keinerlei Vorbereitungen vor dem Sex notwendig sind. Der Pearl-Index ist mit 0,5 bis 3 sehr niedrig.
Eine Spirale kann erst vom Arzt eingesetzt werden, nachdem der Wochenfluss abgenommen hat. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass die Spirale wieder ausgeschwemmt wird. Hormonspiralen sind ein sehr guter Schwangerschaftsschutz, der bis zu fünf Jahren anhalten kann. Als Nachteil wird häufig genannt, dass Regelblutungen ausbleiben oder sehr stark sind. Auch kommen nicht alle Anwenderinnen mit dem Fremdkörpergefühl klar. Der Pearl-Index von 0,16 spricht für diese Form der Verhütung während der Stillzeit.
Natürliche Methoden

©shutterstock.com (fifoprod)
Gleich nach der Geburt und während des Stillens ist der Hormonhaushalt der Frau noch nicht wieder eingespielt. Natürliche Methoden wie die Temperaturmethode oder die Billingsmethode sind deshalb nicht zuverlässig. So kann sich die Temperatur auch durch Schlafentzug oder Stress erhöhen. Erst nach circa drei Monaten hat sich der Körper auf die neue Situation eingependelt und die Selbstbeobachtung funktioniert wieder.
Für stillende Frauen, die sehr gewissenhaft sind und ihren Körper gut kennen, sind die natürlichen Verhütungsmethoden nach den ersten drei Monaten eine gute Lösung, weil sie weder die Muttermilch noch die Frau belasten. Da aber schon kleine Ungenauigkeiten den Verhütungsschutz aufheben, sollten diese Methoden nur angewendet werden, wenn eine erneute Schwangerschaft kein unlösbares Problem darstellt. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,6 und 16.