Wenn reichen Jugendlichen langweilig ist, können sie echt auf verrückte Ideen kommen.
Sie begeben sich auf die Suche nach einem Kick, den sie mit ihrem Geld nicht kaufen können…und leider über die Generationen hinweg weiter vererbt wird.
Darum geht’s: Greer kommt nach den Sommerferien auf ein Eliteinternat, das „Stags“. Hier tummeln sich die reichen Jugendlichen noch reicherer Eltern. Greers Vater ist als Dokumentarfilmer zu Naturaufnahmen nach Afrika geflogen, ihre Mutter hat sie schon vor längerer Zeit verlassen. Greer freut sich eigentlich auf die Schule, muss aber schnell feststellen, dass es einen kleinen Kreis von Auserlesenen gibt, die ihre eigene Weltansicht leben. Zur ihrer großen Überraschung erhält sie eine Einladung zu den legendären Jagdwochenenden von Henry de Warlencourt, dem Anführer der kleinen Gruppe. Nur seltsam, dass alle Jugendlichen, die bisher dort waren, sehr verstört wieder gekommen sind. Gemeinsam mit Chanel, einem Mädchen aus einem neureichen Elternhaus, dessen Vater erst durch die Entwicklung eines Superhandys zu Vermögen gekommen ist und Shafeen, dem arabischen Jungen aus einem königlichen Palast, sind sie die Ehrengäste des Wochenendes und werden in die Künste des Jagen, Schießens und Angelns eingewiesen. Dass sie später selbst zur Zielscheibe werden, ahnen sie noch nicht. Und so trifft es erst Chanel, die von Jagdhunden im Blutrausch fast zu Tode gejagt wird, dann Shafeen, der nach Jahren der ausgeschlagenen Einladungen nur aus Zuneigung zu Greer diesmal angenommen hat, und schließlich Greer selbst, die gerade anfing, sich in die neue Luxuswelt ohne Technik einzuleben. Als die drei merken, dass sie zur Zielscheibe erkoren sind, denken Sie sich einen Plan aus, um den „Medievals“ ihre jahrhunderlange Tradition des Menschenjagens nachweisen zu können. Dabei kommt Henry de Warlencourt zu Tode. Die drei sind der Ansicht, dass damit die Medievals und ihre Gesinnung, alles neuzeitlich Digitale abzulehnen, endgültig der Vergangenheit angehören. Allerdings müssen sie erkennen, dass der Kreis der Dazugehörigen viel größer als erwartet ist…
Meine Tochter fand das Buch ebenfalls sehr spannend.
Das Buch richtet sich in erster Linie an Jugendliche, aber auch ich als Erwachsene habe es verschlungen. Es ist sehr spannend gehalten, da der Leser sich anfangs immer wieder fragen muss, was ist dran, an diesen merkwürdigen Zufällen. Stimmen die Vorahnungen, die Greer bezüglich der Medievals hat. Die Ich-Erzählerin lässt den jungen Leser immer wieder wissen, wenn sie in bestimmten Situationen anders gehandelt hätte, wäre vielleicht alles anders gekommen, das prophezeit oftmals schon, in welche Richtung es geht. Meine Tochter fand das Buch ebenfalls sehr spannend. Sie fand Greer sehr mutig und hat sich gewundert, wie man sich überhaupt den Neuheiten eines 21.Jahrhunderts verwehren kann. Zum Teil geraten Greer und Henry auch in Gespräche, die sich mit Vor- und Nachteilen auseinander setzen und Greer bewundernd feststellen muss, wie gut sich Henry trotzdem auskennt, und fängt an ebenfalls die Vorteile einer Ablehnung zu sehen.
Eingepackt in die spannende Thematik einer Elitegruppe und ihrer Ablehnung gegenüber alles Niederen beschäftigt sich der Jugendroman intensiv mit der Frage, wie ein Leben ohne Digitalisierung funktionieren kann
Die Autorin macht aber auch deutlich, dass sie eine Befürwortung des Neuen unter Berücksichtigung des Alten wünscht. Von beidem das Positive wäre die Idealform. Diese These wäre eindeutig eine Diskussion wert. Daher auch wieder ein Buch, dass sich für den Schulunterricht der Oberstufe eignen könnte. Mit welchen Mitteln darf man seine Zwecke durchsetzen und wie geht man mit langjährigen Traditionen um? Denn eigentlich stellen die Medievals das Menschenjagen gar nicht in Frage, sie übernehmen, was ihre Ahnen seit Jahrhunderten betreiben. Sieht so das Vergnügen ohne Technik aus? Ein sehr lesenswertes Buch also mit jeder Menge Fragestellungen…und Jugendlichen auf der Suche, nach ihren eigenen moralischen Normen und Werten…ideal ab 14 Jahren, einem Alter, in dem sich die meisten doch kritisch, vielleicht auch rebellisch mit den Ansichten ihrer Eltern auseinander setzen oder setzen sollten.
M.A.Bennett
Bloody Weekend – Neun Jugendliche. Drei Tage. Ein Opfer
Arena, 2018
340 Seiten
16,50 Euro
Zielgruppe: Jugendliche ab 14 Jahren