Spielerisch und interaktiv wird dem Kind aufgezeigt, wie es seine Umwelt schützen kann: Wasser und Strom sparen, Müll trennen, sich um Tiere kümmern
Das Buch behandelt die aktuelle Thematik des Umweltschutzes. Es lenkt die Wahrnehmung des Kindes (und eventuell auch manches Familienteils) auf die kontrollierte und sparsame Nutzung von Strom und Wasser und dass man unserem verschwenderischen Umgang mit diesen Ressourcen entgegenwirken sollte.

Ebenso werden die Themen der Mülltrennung und des Tierschutzes angesprochen. Gleich zu Beginn fielen uns positiv die Qualität, die robusten dicken Seiten, die kräftigen und ansprechenden Farben sowie der schöne Zeichenstil auf. Auf jeder Seite wird ein anderer Bereich des großen Themas „Umweltschutz“ angesprochen.
Zwei verschiedene Arten der Interaktion für das Kind gibt es: das Hoch-und Runterschieben von Teilen der Buchseiten mit dem Finger sowie das Herausziehen und Hereinschieben von kleinen Bucheinschüben.
Der Leser lernt hierbei, das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen zu lassen, Licht beim Verlassen des Zimmers auszuschalten, Insekten durch ein Insektenhotel zu schützen, den Müll zu trennen und Tieren mit Futter und Unterschlupf zu helfen. Besonders das Insektenhotel gefiel unserem 2;8- jährigen Sohn am besten, da beim Verändern des Bildes der Ohrenkneifer nur schwer zu finden war und dann aber für einen „Oh guck mal! Da hat sich der Ohrenkneifer versteckt!“-Effekt sorgte (jedes Mal aufs Neue :D). Auch die Deckel der drei Mülltonnen sind immer wieder faszinierend, da der Inhalt bei erhobenen Deckeln scheinbar nach oben weg fliegt und bei Verschließen der Eimer wie von Zauberhand verschwindet. Diese Idee und die originelle Darstellung der Mülleimer ist auch uns Vorlesern positiv aufgefallen und ich finde es immer wieder schön, mir dies immer wieder auf Neue anzusehen.
„Wenn die Leuten Müll auf die Straße werfen, dann schmeiße ich das in die blaue Tonne!“ Das Buch regt das Kind also durchaus zum Nachdenken, Nachahmen und Adaptieren der eigenen Handlung an.
Das Handling ist für kleine Kinder denkbar einfach, wobei die Funktion des Herausziehens und Hereinschiebens (v.a. des ersteren) anfangs aufgrund des Neuzustandes des Buches schwieriger und bei Erstbenutzung nur mit Hilfe möglich war. Nachdem dies jedoch ein paarmal probiert wurde, war auch das kein Problem mehr. Es fördert die Feinmotorik und ruft Stolz hervor, wenn es dem Kind schließlich allein gelingt.

Die interaktiven Handlungen sind teilweise realistisch gestaltet, indem der Leser die Hand des abgebildeten Jungen hoch und runter bewegt, um das Licht auszumachen oder den Wasserhahnhebel „betätigt“, um das Wasser laufen zu lassen bzw. abzudrehen. Die Illustrationen entsprechen dem Text und sollen ihn mithilfe der Interaktionen des Kindes unterstützen.
Allerdings scheint auf der ersten Buchseite das Bild bzgl. der Aussage der Überschrift „Wasser sparen“ genau das Gegenteil zu vermitteln. Die Illustration zeigt auf der rechten Buchhälfte ein Kind, das in einer bis zum Rand gefüllten Badewanne sitzt und gerade die Dusche voll aufzudrehen scheint. Auf der linken Seite wiederum der Wasserhahn am Waschbecken, der vom Leser (nur?) beim Zähneputzen abgedreht werden solle. Dies hätte bildlich besser gelöst werden sollen.
Text und Illustrationen sind knapp und übersichtlich gehalten. Allerdings wird hier ein Spagat zwischen dem behandelten Thema und dem empfohlenen Alter versucht, welcher in unseren Augen nicht ganz gelingt.
Damit die Kinder diese doch eher umfangreiche und tiefergehende Thematik des Umweltschutzes verstehen können, ist das angegebene Alter von 24 M + zu niedrig angesetzt. Die interaktiven Handlungen und die bildlichen Darstellungen sind für bis zu zweijährige Kinder vollkommen angemessen, allerdings ist für diesen Lebensabschnitt das Thema für das Kind noch nicht greifbar und verständlich. Da ist es eher sinnvoll, dass das familiäre und soziale Umfeld den Kindern vorlebt, was jeder für die Umwelt tun kann.
Erst ab ca. 30 Monate kann das Kind ansatzweise verstehen, welche langfristigen Konsequenzen sein Handeln (für die Umwelt) nach sich ziehen kann.

Dann ist ein solches Buch nur zu empfehlen! Der Text müsste dann jedoch detaillierter, umfangreicher und erklärender gestaltet sein. Unser Sohn ist momentan im „warum?“-Fragealter, was eine tiefergründigere Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich ermöglicht. Leider wird dies von der bildlichen Darstellung des Buches nicht unterstützt, da die Illustrationen und die Texte ohne viel Details und Erklärungen gehalten sind. Jede Seite zeigt neue Akteure und neue Schauplätze.
Es gibt keine Geschichte bzw. einen Handlungsstrang, der sich durch das komplette Buch zieht.
Unser Sohn konnte sich nicht gut mit den Charakteren identifizieren und fühlte sich nicht mitgezogen. Der Text zeigt eine realistische Erzählweise und spricht den Leser direkt an („Du kannst Abfall … trennen.“). Es wurden ausschließlich Aussage- und Imperativsätze verwendet („Drehe beim Zähneputzen immer den Wasserhahn zu.“), Großteils in Form von kurzen Hauptsätzen. Es fehlt eine kleine Geschichte, die eventuell auch kurz aufzeigt, welche Vor- oder Nachteile unser Handeln auf unsere Umwelt hat.
Dies würde es dem Kind erleichtern, sich in das Thema besser und schneller eindenken zu können. Auch eine lebendige Sprache, die bspw. wörtliche Rede, Metaphern oder Lautmalereien beinhaltet, würde das Buch für Kinder interessanter gestalten und zum wiederholten Lesen auffordern.
Die illustrierten Kinder zeigen wenig differenzierte Mimik. Besonders junge Kinder achten auf die Gefühle von anderen, die über Mimik und Gestik erkennbar ist. Dies könnte das gewählte Thema des Buches noch zusätzlich unterstützen und im Gedächtnis der Leser verankern.
Fazit: Das besonders schöne ist die große Relevanz und Alltagsnähe des gewählten Themas, welches zum Mitdenken und Handeln aller Beteiligten anregt.
Bei uns wird jeden Tag ein Wettbewerb gestartet, wer der Erste ist, der das Licht ausmacht, wenn keiner im Raum ist oder wer als Erster den Wasserhahn zudreht, damit nicht zu lange geduscht wird ;-).
Für Kinder ab 24 Monate ist das Buch mit dem Thema „Umweltschutz“ eventuell noch schwer greifbar, ist aber durchaus wichtig, dass es im Alltag des Kindes so früh wie möglich eine Rolle spielt. Kinder in diesem Alter werden ihre Freude daran haben, die Bilder durch Schieben und Ziehen zu verändern.
Ab ca. 30 Monate können die Kleinen die Thematik durchaus besser begreifen, dann ist das Buch mit seinen Illustrationen und dem Textumfang allerdings zu einfach gehalten und sollte mit mehr Details und Tiefe gestaltet werden.
Unsere Buchbotschafterin: Frau Look arbeitet als Logopädin ausschließlich mit Kindern. Sie und ihr 2,8-Jahre alter Sohn haben das Buch getestet.
Titel: „Licht aus, Hahn zu! Mein erstes Umweltbuch“
Verlag: arsEdition
Erscheinungsjahr: 2020
Umfang: sechs Pappseiten
Preis: 10,00 Euro
Angegebene Zielgruppe/ Alter: ab 24 Monate