Wohl jedes Kind hat schon mal davon geträumt, alles zu dürfen und keiner schimpft, befehlen zu dürfen und alle gehorchen

Einen Tag lang Königin der Welt sein!

Frau Daniela Reimer, Mutter einer fünfjährigen Tochter möchte Ihnen dieses Buch vorstellen:

Einen Tag lang Königin der Welt seinKinder, die gerne bestimmen (würden), können sich schon nach den ersten Seiten mit Luisa identifizieren. So meine Tochter, die bereits nach wenigen Seiten sagte, „die bin ich“.

Darum geht’s: Mit dem Satz „Ich bin Luisa, Königin der ganzen Welt“ beginnt die Geschichte und Luisa winkt dazu auf einem wundervoll gestalteten ersten Bild aus einem Schloss heraus den Leserinnen zu. Darauf folgen verschiedene Szenen aus Königin Luisas Leben, in denen die Leserinnen und Zuhörerinnen mehr über Luisa und ihre herausragende Wichtigkeit erfahren.

Während sie gekämmt wird, erklärt sie, dass in jedem Büro des ganzen Landes ihr Bild hängt. Auf der nächsten Seite lässt sich Königin Luisa mit dem Cabrio durch die Stadt fahren und alle jubeln ihr zu. Am Gefängnis befiehlt sie die guten Gefangenen frei zu lassen, und die bösen im Gefängnis zu belassen.

Auf dem Markt kauft sie ein und verteilt die Einkäufe an die, die sie benötigen. Königin Luisa schaut so lange Fernsehen wie sie will (auf dem Fernseher, der so groß ist wie ein Kino). Und Königin Luisa will ein Fest feiern. Dazu lädt sie Prominente und Freunde aus aller Welt ein – sagt jemand seine Teilnahme ab, kommt einem Skandal gleich.

Die Kinder dürfen sich für das Fest aus Kleiderschränken im Schloss bedienen, es gibt Schlammpfützen, Trampolinspringen und massenweise Eis. Zu dem Fest kommen die Freunde aus der Klasse, Luisas Eltern sitzen gemeinsam auf dem königlichen Thron und streiten sich nicht. Auch Bernd und Pia, die Luisa eigentlich blöd findet, sind eingeladen, sie müssen sich aber besonders tief verbeugen und laufen Gefahr von Luisas Soldaten ins Gefängnis gebracht zu werden.

Außerdem ist Lukas eingeladen, der Junge aus Luisas Straße, in den sie ein bisschen verliebt ist. Als der Ball beginnt will Luisa ihn fragen, ob er mit ihr tanzen will. Aber das traut sie sich doch nicht, obwohl sie Königin Luisa ist. An dieser Stelle ist das Fest zu Ende. Luisa hört die Schlüssel in der Türe und Luisas Mama ruft: “Wo ist denn meine Königin Luisa?”, Luisa rennt vom Durcheinander, das sie an Mamas Schrank angerichtet hat mit viel zu großen Stöckelschuhen an den Füßen weg – und springt freudig in die Arme der Mutter.

Unsere Eindrücke: Luisa ist eine selbstbewusste Herrscherin, die dem gängigen Prinzessinnenklischee so gar nicht entspricht. Kinder, die gerne bestimmen (würden), können sich schon nach den ersten Seiten mit Luisa identifizieren. So meine Tochter, die bereits nach wenigen Seiten sagte, „die bin ich“.

Der wirklich sehr kurze Text, über den ich aufgrund der angegebenen Altersgruppe zuerst erstaunt war, ist für Kinder unglaublich eingängig und wirkt gerade in seiner Kürze. Die liebevoll gestalteten detailreichen Bilder regen dazu an, sie ausgiebig anzuschauen und immer wieder neue Dinge darauf zuerkennen.

An dem Tag, an dem wir das Buch erhielten, wollte meine Tochter es fünfmal vorgelesen bekommen. Tags drauf konnte sie es schon fast komplett auswendig. Im Kindergarten, wo das Buch natürlich auch vorgestellt werden musste, diente Luisa sämtlichen Freundinnen ebenfalls als Identifikationsfigur („die Maja will jetzt auch Königin Luisa sein“).

Das Buch bereitet aber nicht nur Freude beim Vorlesen und Anschauen, sondern eignet sich auch und besonders dafür, interessante Gespräche mit Kindern anzuregen: meine Tochter hat ausgiebig darüber berichtet, was sie alles tun würde, wenn sie tatsächlich über die ganze Welt bestimmen dürfte.

Besonders schön ist, dass Königin Luisa ein gutes Vorbild darin darstellt, dass man beim Bestimmen sowohl an sich selbst als auch an andere Menschen denken kann. So können durch das Buch auch Gespräche mit den Kindern darüber angeregt werden, wie man anderen Menschen helfen oder etwas Gutes tun kann.

Fazit: „Ich, Luisa, Königin der ganzen Welt“ ist ein toll gestaltetes Kinderbuch, das insbesondere von den Mädchen in der Altersgruppe von 4-6 Jahren geliebt werden wird. Inwiefern Jungen sich mit Luisa anfreunden und identifizieren können, kann ich leider nicht einschätzen. Das Buch kann pädagogisch eingesetzt werden um das kindliche Selbstbewusstsein zu stärken und die kindliche Selbstbestimmung zu fördern – oder einfach aufgrund der netten Geschichte und der tollen Bilder genossen werden. Für uns wird das Buch ab sofort zum Standardrepertoire gerne vorgelesener Geschichten gehören!

Claudia Schreiber (Text) und Yayo Kawamura (Illustrationen)
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
28. September 2015
empfohlenes Alter: 4 – 6 Jahre

Comments (3)

  1. testblumen

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    Ich als Jungenmama bedanke mich für die ehrliche Einschätzung des Buches. Gelungene Rezession.

  2. Elke

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    Eine wirklich ausführliche und nützliche Beschreibung des Buches, was mir gut gefällt, weil es Kinder zum Nachdenken anregt.

  3. Melanie

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    Hier wird das Leseabenteuer lebhaft und ausführlich beschrieben. Eine echte Entscheidungshilfe und sehr gut gelungen. Gerne mehr von Frau Reimer!

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