Übergewicht in der Schwangerschaft – Gefahr für das Baby?
Es ist bereits bekannt, dass Übergewicht in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen kann. So ist das Risiko an Schwangerschafts-diabetes zu leiden bei übergewichtigen Schwangeren höher.
Nach einer neuen Studie aus Schweden soll sich ein hoher BMI direkt auf die Säuglingssterblichkeit auswirken.
Sterberate des Kindes bei Fettleibigkeit doppelt so hoch
Das Team um Stefan Johansson untersuchte am Karolinska-Universitätskrankenhaus die Geburt von 1.8 Millionen Kindern im Zeitraum von 1992 bis 2010. Während der Untersuchung starben 5428 Säuglinge. Die Sterblichkeitsrate lag somit bei 0,29%, es kam also bei 1.000 Geburten zu 2,9 Todesfällen. Die Forscher untersuchten nun den Zusammenhang dieser Tode mit dem BMI (Body Mass Index) der Mütter. Es zeigte sich, dass das Risiko der Säuglinge bereits innerhalb des ersten Lebensjahrs zu sterben mit steigendem BMI ebenfalls zunimmt. So lag die Sterblichkeitsrate bei normalgewichtigen Müttern bei 0,24% und bei übergewichtigen Müttern bereits bei 0,3%. Bei den Säuglingen von Müttern mit noch höherem BMI, die also unter Fettleibigkeit leiden, war die Risiko eines frühen Kindstodes mit 0,58% bereits doppelt so hoch.
Obwohl kein hundertprozentig kausaler Zusammenhang gezogen werden kann, ist zu beachten, dass sich auch unter Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren, wie dem Alter oder die Neigung zum Rauchen, der Effekt weiterhin zeigte. Dies lässt darauf schließen, dass der BMI bzw. das Übergewicht der Mutter das Risiko eines frühen Kindstodes doch erheblich beeinflusst.
Risiken von Übergewicht während der Schwangerschaft
Unabhängig von den Befunden der neuesten Studie, die den Zusammenhang zwischen Übergewicht und der Säuglingssterblichkeit nahe legt, kann ein zu hoher BMI während der Schwangerschaft für Komplikationen sorgen. Adipositas kann die Entbindung in großem Maße beeinflussen. Fettleibigkeit kann für Frühgeburten sorgen oder zu einer Übertragung, also einer Entbindung erst nach 40 Wochen, führen. Häufig führen Schwangerschaften stark übergewichtiger Frauen daher zu einer künstlichen Einleitung der Geburt oder einem Kaiserschnitt.
Auch der Alltag wird durch das viele zusätzliche Gewicht stark beeinträchtigt. Noch mehr als in der Schwangerschaft üblich werden die Gelenke und der Rücken belastet. Ebenso erhöht sich das Risiko für Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes. Dies kann wiederum Gefahren für den Fötus bergen. So steigt das Risiko einer Fehlgeburt oder die Wahrscheinlichkeit für ein besonders hohes Geburtsgewicht sowie vergrößerter Organe. Auch Untersuchungen, wie der Ultraschall, können zu Problemen werden.
Doch ein paar Pfunde mehr sind während einer Schwangerschaft ganz normal, da genug Energie für Mutter und Kind zur Verfügung stehen muss. Ein leichtes Übergewicht ist daher kein Grund zur Sorge. Der BMI einer Schwangeren sollte jedoch stets unter dem Grenzwert von 30 liegen.
Ursachen der erhöhten Säuglingssterblichkeit
Die Forscher der schwedischen Studie untersuchten neben der Sterblichkeitsrate der Säuglinge auch deren Todesursache. So kann nachvollzogen werden, wie genau sich die Fettleibigkeit der schwangeren Mütter auf das Kind auswirkt. So erhöht sich mit steigendem BMI der Mütter die Wahrscheinlichkeit bestimmter typischer Neugeborenen-Krankheiten. Die Kinder der adipösen Mütter starben besonders häufig an Asphyxie (Atemstillstand), kongenitalen Anomalien, Infektionen oder plötzlichem Kindstod. Generell ließen sich nach Sicht der Forscher etwa 11% aller Säuglingstode auf das Übergewicht der Mütter zurückführen.
Um die Gesundheit des Kindes zu schützen sollten Schwangere auf Ihr Gewicht achten. Doch Diäten während der Schwangerschaft sind dabei der falsche Ansatz und können das Ungeborene ebenso gefährden wie ein erhöhter BMI. Es geht also nicht nur darum während der Schwangerschaft auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten, sondern bereits vor der Schwangerschaft das Problem der Fettleibigkeit in Angriff zu nehmen. Übergewichtige Frauen sollten den Kinderwunsch eher als Motivation sehen, frühzeitig mit einer Lebensumstellung zu beginnen.
Quelle: British Medical Journal