Fantasy-Roman, der bei Mädchen Anklang finden wird, die grundsätzlich gerne und viel lesen

Visionen, Magie und ein geheimer Zirkel – Gemma entdeckt die Welt des Übernatürlichen

Daniela Lungwitz-Mohamad arbeitet als Lerntherapeutin und Förderlehrerin. Ihr liegt das gemeinsame Lesen mit den Kids (6-16 Jahre alt) sehr am Herzen.

Darum gehts:  Der Roman beginnt in Indien. Dort lebt die 16-jährige Gemma zusammen mit ihrer Mutter und träumt von einem Leben in England. Dann ereilt Gemma ein furchtbarer Schicksalsschlag. Ihre Mutter kommt ums Leben und Gemma zieht zu ihrer Großmutter nach London. Geplagt von Schuldgefühlen, da sie im Streit mit ihrer Mutter auseinanderging und verängstigt von ihren eigenen Visionen, versucht Gemma ihr neues Leben im Internat zu meistern. Allerdings ist dies schwerer als gedacht.

Anfang des 19. Jahrhunderts beschränkt sich die Rolle der Frau fast ausschließlich darauf, eine liebende und fürsorgliche Ehefrau zu sein. Und genau darauf werden die Mädchen im Internat vorbereitet. Jede versucht die andere zu übertrumpfen, um als Beste zu gelten. Dieses Gehabe untereinander ist Gemma nicht gewohnt und erschwert ihr die Eingewöhnungszeit gewaltig.

Bald findet sie ein wenig Abwechslung zum eintönigen Alltag. Sie gründet mit 3 anderen Mädchen den geheimen Zirkel. Fasziniert vom Mystischen halten sie in einer Höhle Seancen ab. Gemma zeigt ihren Verbündeten ein mysteriöses Tagebuch von einem Mädchen und berichtet von einem magischen Reich. Auch gesteht sie ihre eigenen Visionen. Die Vier sind neugierig und beschließen, selbst in das magische Reich einzutreten.

Die Autorin schreibt in einem verständlichen, dem Jahrhundert angepassten Schreibstil, der auch für Jugendliche gut lesbar ist

Der Roman erscheint mir gut strukturiert. Der Leser erfährt viel über Gemmas Leben in Indien, ihre geheimen Visionen und Wünsche und wird dann nach Europa geführt, wo wiederum ganz andere Werte im Vordergrund stehen.

Die Altersempfehlung zum Roman kann ich mit Einschränkungen unterstützen. Thematik, Struktur und Schreibstil werden der Zielgruppe sicher gefallen. Der Umfang des Buches ist eher für eingefleischte Leseratten interessant.

Der Grund, weshalb ich mich für diesen Roman entschieden habe, war die Geschichte rund ums Internat

Ich habe noch sehr gute Erinnerungen an einen Roman aus meiner Jugend, den ich rauf und runter las. Es war das Buch „Abigel“ von Magda Szabo, was inhaltlich dem Film „Mädchen in Uniform“ mit Romy Schneider entsprach. Auch, wenn „Der geheime Zirkel“ in einer anderen Zeit spielt, konnte ich einige Parallelen zu meinem Lieblingsbuch ziehen. Dieser Teil des Romans gefiel mir äußerst gut. Gemma wird als sehr starkes Mädchen beschrieben, das sich durchbeißen kann, ihre eigenen Vorstellungen vom Leben hat, aber trotzdem sehr empathisch ist. Ich mochte ihre Figur vom ersten Moment an. Ebenso erging es mir mit Miss Moore, ihrer Lehrerin. Sie motivierte die Schüler zum selbständigen Denken und wollte sie nicht zu Mitläufern erziehen. Bis hierhin empfand ich das Buch als realistisch und interessant geschrieben.

Schwierig wurde es für mich in dem Moment, wo die Mädchen ins magische Reich eintraten, also der fantastische Teil des Romans begann. Nun bin ich von Hause aus kein riesiger Fantasy-Fan, fand aber die Kombination aus Mystic und Zeitgeschehen sehr verlockend. Leider bestätigte sich erneut, dass zu unrealistischer Lesestoff nicht ganz das Richtige für mich ist.

Irgendwie konnte ich auch die Figur um Kartik nicht nachvollziehen. War es von der Autorin gewollt, dass Kartik nur eine Nebenfigur darstellte, um ihn in den 2 Folgebänden intensiver einzubinden oder sollte die Beziehung oder Nicht-Beziehung zwischen ihm und Gemma einfach nur Platz für eigene Interpretationen lassen? Ich fand leider keine Antwort darauf.

Da es sich bei „Der geheime Zirkel – Gemmas Visionen“ um ein Jugendbuch handelt, wollte ich natürlich die Meinung dieser Zielgruppe nicht außer Acht lassen und las 2 x pro Woche gemeinsam mit den Kids aus meiner Fördergruppe Auszüge aus dem Roman. Anschließend wurden Fragebögen verteilt und ausgewertet.

Auf die Frage, ob sie das Buch selber lesen würden, antworteten sie fast geschlossen: “Nein, das ist viel zu dick.“ Ich glaube ebenfalls, dass der Roman eher bei den Kindern Anklang finden wird, die grundsätzlich gerne und viel lesen. Leseneulinge schrecken dicke Bücher meist ab und sie versuchen gar nicht erst, sich einzulesen.

Das Cover hingegen fanden alle „super schön“. Ihre Lieblingsfigur war natürlich Gemma, aber auch Ann mochten sie sehr. „Die Arme. Sie kann doch nichts dafür, dass sie nicht so hübsch ist.“ Mit ihr hatten sie großes Mitleid und freuten sich enorm, als auch sie dem Zirkel beitrat.

Wer sich für Fantasy begeistert, kann bei dem Roman absolut nichts falsch machen

Man muss aber schon wirklich Fan des Mystischen sein, sonst erscheinen viele Dinge im Buch recht absonderlich und auch schwer vorstellbar. Freunde des Bodenständigen werden nicht voll auf ihre Kosten kommen.

Ich hätte gerne mehr Zeitgeschehen und weniger Fantasy gehabt, aber neutral betrachtet, ist die Kombination aus beiden Bereichen doch ziemlich gut gewählt.

Sehr angenehm ist der Schreibstil der Autorin. Jugendliche werden kaum Probleme beim Lesen haben.

Die Figuren um Pippa und Felicity empfand ich als ein wenig anstrengend und leicht aufgesetzt. Sie wurden so dargestellt, wie man sich im schlimmsten Fall die „Nervensägen“ einer Clique vorstellt. Dies war mir dann doch zu klischehaft.

 

Libba Bray, Der geheime Zirkel – Gemmas Visionen
Verlag dtv
2016
480 Seiten
Preis 10,95 Euro
Altersempfehlung ab 14

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