Stiftung Warentest – Plüschtiere: 21 von 30 Plüschtieren sind „mangelhaft“
Mit kaum einem anderen Spielzeug kommen Kinder schon so früh und so lange in Berührung – zum Kuscheln eignen sich dennoch nur wenige der 30 Plüschtiere im Test. Zwei Drittel der Teddys, Katzen und Mäuse im Test fallen wegen Schadstoffen oder gerissener Nähte durch − darunter auch Plüschtiere namhafter Hersteller wie Käthe Kruse, Kösen, Sigikid und Steiff. Drei Kuscheltiere halten die rechtlichen Vorgaben nicht ein.
Belastungstests im Labor
Knabbern, herzen, zerren, drücken: Kinder muten ihren Schmusetieren einige Strapazen zu. Jedes Plüschtier muss deshalb im Labor eine Reihe von Belastungstests bestehen – entsprechend den mechanisch-physikalischen Anforderungen der Spielzeugnorm. Sie ist die rechtliche Vorgabe, die Hersteller einhalten müssen. Unsere Experten im Labor kontrollieren zum Beispiel, ob ein Kuscheltier es verkraftet, dass Kinder beim Toben oder Streiten an seinen Armen und Beinen zerren. Den Zugkräften des Prüfgeräts halten drei Produkte nicht lange genug stand: das Fantasietier Pegasus Cerise von Karstadt, Drache Kuno von Käthe Kruse und Hoppi Schlenker-Hase von Steiff. Ihre Nähte reißen in dieser Standardprüfung an Armen, Ohren oder Füßen so weit auf, dass Kinder die Füllung mit den Fingern herauspulen und in den Mund stecken könnten. Da die drei Stofftiere die rechtlichen Bestimmungen nicht einhalten, haben wir die Hersteller und die Aufsichtsbehörden informiert.
Mit Schadstoffen belastet
Der Steiff-Hase schneidet nur in der Zugprüfung schlecht ab. Drache Kuno von Käthe Kruse und Pegasus Cerise von Karstadt enthalten außerdem kritische Mengen an gesundheitsgefährdenden Substanzen – wie 19 weitere Kuscheltiere im Test. Fatal: Die Schadstoffe sind nicht zu sehen und selten zu riechen. Nur im Labor lassen sie sich analysieren. Die Füße des Felsenpinguins von Kösen zum Beispiel sind mit Formaldehyd belastet. Die Substanz kann Krebs erzeugen. In den Flügeln des Drachens Kuno wiederum steckt eine Kunststofffolie, die mit einem Schadstoff belastet ist, der seit Jahren in Spielzeug verboten ist: Diethylhexylphthalat (DEHP). Die Substanz kann die Fortpflanzungsfähigkeit gefährden – das in der Nase des Tedi-Teddybären gefundene Diisobutylphthalat (DIBP) ebenfalls.
Miesepeter PAK
Der Plüsch vieler Schmusetiere im Test ist mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet. 19 der 30 Produkte – also mehr als 60 Prozent – enthalten kritische Mengen dieser Stoffgruppe. PAK können über verunreinigte Weichmacheröle oder Farbstoffmischungen ins Spielzeug gelangen. Plüschtiere trifft es häufig. Bereits im Test des Jahres 2010 waren 13 von 15 Flauschgefährten damit belastet. Gebessert hat sich nicht viel. Die meisten aktuell betroffenen Produkte sind mit dem krebserzeugenden PAK Chrysen verunreinigt oder mit dem früher in Mottenkugeln verwendeten PAK Naphthalin. Er steht unter Verdacht, Krebs zu erzeugen.
Waschen bringt nichts
Einfach auswaschen lassen sich diese PAK nicht. Das haben wir geprüft und den Plüsch von vier unterschiedlichen mit Chrysen oder Naphthalin belasteten Stofftieren in der Maschine bei 30 Grad gewaschen – jedes dreimal je 30 Minuten lang. Der Gehalt an Chrysen oder Naphthalin hat sich kaum verändert.
Schutz für die Kleinsten verbessern
Krebserzeugende PAK sind nicht akut giftig, sie wirken langfristig im Organismus. Kinder können sie über den Mund und die Haut aufnehmen, während sie mit den flauschigen Schmusetieren spielen. Die EU hat mittlerweile für acht krebserzeugende PAK Grenzwerte festgelegt: Ab 27. Dezember 2015 dürfen Spielzeugteile aus Gummi oder Kunststoff höchstens 0,5 Milligramm pro Kilogramm enthalten. Bei 8 der 13 mit Chrysen belasteten Stofftiere fanden wir in einzelnen Proben mehr als 0,5 Milligramm pro Kilogramm dieser Substanz. Die neue europäische Regelung geht nicht weit genug. Eine unbedenkliche Dosis für krebserzeugende PAK lässt sich laut Bundesinstitut für Risikobewertung nicht bestimmen. Diese PAK sollten möglichst nicht drin sein. Die Bundesregierung hatte bereits im Jahr 2010 auf EU-Ebene vorgeschlagen, dass der Gehalt in Spielzeug auf die Bestimmungsgrenze von 0,2 Milligramm pro Kilogramm beschränkt werden sollte. Auch das freiwillige GS-Zeichen für Geprüfte Sicherheit verlangt für Spielzeug wie Plüschtiere diesen Grenzwert. Aus Gründen der Vorsorge haben wir nach den strengen Vorgaben des GS-Zeichens bewertet. Dass es möglich ist, sie einzuhalten, zeigen nicht zuletzt die acht empfehlenswerten Kuscheltiere.

Die hier abgebildeten Stofftiere können Eltern unbesorgt ins Kinderbett legen. © Stiftung Warentest
Spielzeug muss sicherer werden
Beim EU-Schnellwarnsystem für gefährliche Produkte, Rapex, belegten Spielsachen im vergangenen Jahr mit 650 Meldungen den unrühmlichen ersten Platz. Auch in unseren Tests schneiden sie oft schlecht ab. In den vergangenen fünf Jahren haben wir 150 Plüschtiere, Puppen, Holz- und Plastikspielsachen geprüft. Jedes zehnte Spielzeug scheiterte an den rechtlichen Anforderungen. Made in China oder Germany stellte dabei kein Qualitätskriterium dar. Gute und schlechte Produkte kamen aus beiden Ländern. Der aktuelle Test zeigt erneut: Hersteller müssen mehr dafür tun, unbedenkliches Spielzeug zu produzieren. Dann können Kinder mit ihren Plüschtieren kuscheln und Eltern ruhiger schlafen.
Quelle: Stiftung Warentest