Das Buch öffnet Augen und Herzen, indem es das Einfühlungsvermögen Jugendlicher fördert und stärkt

„Ein einziger Anruf, der Leben verändert“

Frau Caroline Reich, Mutter von fünf Mädchen (13, 5, 4, 2 Jahre und 11 Monate) möchte Ihnen dieses Buch vorstellen:

wissen-muessen-200Darum gehts: Tori, ein sechzehnjähriges Mädchen hat es zurzeit alles andere als leicht. Sie wollte zur Elite der High School-Schüler dazugehören und beachtet und respektiert werden. Das führte dazu, dass sie sich immer mehr auf die Seite der Mobbenden stellte, welche durch die Vermutung, dass ein Mitschüler namens Kevin schwul sei, es zum Anlass nahmen, nicht mehr von ihm abzulassen.

Am kommenden Tag erwartet sie eine Gerichtsverhandlung, bei welcher sie, als eine der Angeklagten, beschuldigt wird, Kevin, welcher gleichzeitig ein früherer Freund Toris war, durch diskriminierende und beleidigende Facebook-Posts in den Selbstmord getrieben zu haben.

Victoria wird von Journalisten belagert, ihr Bruder spricht nicht mehr mit ihr und auch ihre Eltern sind von ihr enttäuscht und mit der Situation völlig überfordert. Um sie vor Anfeindungen der außenstehenden Welt zu schützen, wurden Computer und Handy beschlagnahmt. Das Einzige, was ihr nun noch bleibt, ist ein altes Klapphandy. Und genau auf dieses erhält sie mitten in der Nacht einen mysteriösen Anruf. Es ist Andy und er droht damit, sich das Leben zu nehmen. Nun ist es an Tori, ob sie auflegt oder ihm die Geschichte glaubt. Sie tut nun alles in ihrer Macht stehende, um dies zu verhindern bis es zu einer völlig überraschenden Wendung des Ganzen kommt…

Durch das Telefonat sind viele Abschnitte des Buches in Dialogen verfasst. Auch befinden sich zwischendrin immer wieder die geschriebenen Facebook-Posts, welche die Veränderung der Beziehung zwischen Tori und Kevin darlegen und zeigen, wie die Beschimpfungen immer mehr zunahmen. Es ist durch eine angenehme Länge der Kapitel gut gegliedert und liest sich durchaus flüssig.
Nun schaue ich es mir einmal genauer an…  In der heutigen Zeit, in welcher sich so gut wie alles um soziale Netzwerke und Äußerlichkeiten dreht, empfinde ich das Buch als eine enorme Bereicherung. Es öffnet Augen und Herzen, indem es das Einfühlungsvermögen Jugendlicher fördert und stärkt. Wie oft passiert es heutzutage, dass Kinder und Jugendliche Opfer durch sogenannten Cybermobbing werden?!? Durch die vermeintliche Anonymität der Weiten des Internets fühlen sich die „Täter“ in Sicherheit. Das Buch, so denke ich, will erreichen, dass man dennoch vor solchen Taten hinter die Gefühle der Gemobbten schaut und dadurch ein anderes, sicher besseres, Weltbild entwickelt.

Zu Beginn hatte ich starke Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee ist, meiner dreizehnjährigen Tochter dieses Werk zum Lesen zu geben, da ich bereits aufgrund des Buchtitels, welcher einen eher düsteren Eindruck machte, befürchtete, dass es zu viel Gewalt mit sich bringt und sie eher in deprimierende Stimmung versetzen könnte. Weil aber die Altersempfehlung genau auf ihr Alter passte, tat ich es schließlich doch und ich bin in gewisser Weise froh, dass sie es gelesen hat und das Ziel, welches es zu vermitteln versucht, verstand.

Sie und auch ich sind, angesichts des doch sehr heiklen Themas von Freitod und Mobbing, schlichtweg begeistert von diesem Buch. Die Spannung, die man als Leser erhielt, zog sich bis zur letzten Zeile. Man wollte wissen, was es mit dem ominösen Anrufer auf sich hat, wie viel Wahrheit sich hinter seinen Erzählungen verbirgt und ob es für die Hauptdarstellerin Tori ein positives Ende bereit hält.
Meiner Tochter gefiel besonders gut, dass es völlig überraschend zu einer entscheidenden Wendung kam. Es war als Leser nicht möglich, ein Ende bereits vorher zu sehen und so brachte es die Spannung ins Unermessliche, was dazu führte, dass weder sie, noch ich wirklich in der Lage waren, die Geschichte zwischendurch beiseite zu legen.

Sicher wäre der Reifeprozess bezüglich der Einsicht von Tori für manchen ein wenig zu dürftig formuliert, Zitat von Jack:“Tut dir leid, was du getan hast, oder tut es dir leid, dass du deswegen jetzt Ärger hast?“. Ich bin aber der Meinung, dass eine andere Art des Verfassten durch mehr Tiefe und Gefühle Toris zu unrealistisch bezüglich ihres Alters und der Denkweisen in diesem wäre. Ich denke aber, dass es durchaus geglückt ist und auch meine Tochter daraus ein positives Resümee ziehen konnte.

Wenn ich könnte, so würde ich dafür mindestens 100 Sterne vergeben. Zum Einen, durch die packende emotionale Handlung und zum Anderen, weil dieses Thema und das einfühlende Verstehen von großer Wichtigkeit in der Erziehung (und damit meine ich nicht nur die medienbezogene) von Jugendlichen erscheint.

 

Titel: „Ich hätte es wissen müssen“
Autor: Tom Leveen
Verlag: Carl Hanser Verlag
Erscheinungsjahr: 2015
Umfang: 207 Seiten
Preis: 15,90 Euro
Zielgruppe/ Alter: 13+

 

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